Reisemedizin up2date 2024; 01(01): 13-14
DOI: 10.1055/a-2225-3523
Update Impfungen

Seit 2023 Impfstoffe gegen RSV in Deutschland verfügbar

Sandra Witteck

Anfang Juni 2023 hat die Europäische Kommission den ersten Impfstoff gegen das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) zugelassen [1]. Das Vakzin mit dem Namen Arexvy enthält das gentechnisch veränderte Fusions-Protein des RS-Virus als Antigen. Zur Verstärkung der Immunantwort ist zudem ein Adjuvans zugesetzt. Der Impfstoff ist für Personen ab dem Alter von 60 Jahren zugelassen zum Schutz vor RSV-bedingten Erkrankungen der unteren Atemwege. Er wird intramuskulär als Einzeldosis verabreicht [2]. In einer klinischen Studie mit Probanden im Alter von mindestens 60 Jahren zeigte die Impfung eine Schutzrate von 83%. An Nebenwirkungen wurden hauptsächlich Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen beobachtet. Die Beschwerden klangen in der Regel innerhalb weniger Tage ab [2] [3].

Ende August 2023 erteilte die Europäische Kommission auch dem RSV-Impfstoff Abrysvo die Zulassung [4]. Es handelt sich hierbei um einen bivalenten Impfstoff, der die rekombinant hergestellten Fusions-Proteine der RSV-Subgruppen A und B beinhaltet. Auch dieses Vakzin ist zugelassen für Personen ab dem Alter von 60 Jahren zum Schutz vor RSV-bedingten Erkrankungen der unteren Atemwege. Zudem kann es angewendet werden zur passiven Immunisierung von Säuglingen, indem es werdenden Müttern in der Schwangerschaft verabreicht wird und so zu einem Nestschutz bei Säuglingen führt. Die Impfung wird intramuskulär als Einzeldosis verabreicht, Schwangere erhalten sie zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche (SSW) [5]. Die passive Immunisierung schützt die Säuglinge von der Geburt bis zum 6. Lebensmonat mit unterschiedlich hoher Effektivität. Bei den über 60-Jährigen zeigte sich eine Effektivität von rund 65% bezogen auf die Verhinderung einer RSV-bedingten Erkrankung der unteren Atemwege mit mehr als 2 Symptomen. Gegen eine Erkrankung mit mehr als 3 Symptomen betrug die Effektivität rund 89%. Die häufigsten Nebenwirkungen waren bei Schwangeren Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopf- und Muskelschmerzen; bei Personen über 60 Jahren traten am häufigsten Schmerzen an der Injektionsstelle auf [5] [6] [7].

Auch der Impfstoff Arexvy wurde für die passive Immunisierung von Säuglingen durch Impfung der werdenden Mutter getestet. Hier kam es jedoch zu einem Sicherheitssignal (Frühgeburten), weshalb die Studie abgebrochen wurde.

Ein mRNA-Impfstoff gegen RSV mit der Bezeichnung mRNA-1345 ist zur Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (European Medicines Agency, EMA) eingereicht (Stand: 01.12.2023). Die enthaltene mRNA codiert wiederum für das Fusions-Protein des RS-Virus als Antigen. Das Vakzin zeigte in der Zwischenauswertung einer Studie mit Probanden ab dem Alter von 60 Jahren eine Effektivität von bis zu 84% gegen RSV-bedingte Erkrankungen der unteren Atemwege [8].

Eine Bewertung der in Deutschland zugelassenen und verfügbaren RSV-Impfstoffe sowie eine entsprechende Impfempfehlung seitens der Ständigen Impfkommission (STIKO) stehen noch aus (Stand: 01.12.2023). Die Sächsische Impfkommission (SIKO), die als einzige Bundesland-spezifische Impfkommission Impfempfehlungen für den Freistaat Sachsen erarbeitet, hat Anfang November 2023 ein Positionspapier zur RSV-Impfung veröffentlicht. Darin empfiehlt sie die Impfung für alle werdenden Mütter, die sich zwischen September und Januar in der 32. bis 36. SSW befinden. Auf individueller Basis kann die RSV-Impfung auch bei Personen ab dem Alter von 60 Jahren erwogen werden, die ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen [9]. In einem gemeinsamen Positionspapier haben elf medizinische Fachgesellschaften und Institutionen eine Empfehlung zur Impfung von Personen ab dem Alter von 60 Jahren ausgesprochen. Darüber hinaus wird die Impfung in individuellen Fällen, bei hohem Risiko durch eine RSV-Infektion, als sinnvoll erachtet [10]. In einem weiteren Positionspapier unter Führung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) findet sich eine Empfehlung der Impfung für Schwangere ab der 32. SSW nach individueller Entscheidungsfindung [11].

Dr. Sandra Witteck, Düsseldorf



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
12. Februar 2024

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