
Zusammenfassung
Ziel der Studie Die Sucht-Selbsthilfe ist ein wichtiger, aber unzureichend
untersuchter Bestandteil des Suchthilfesystems. Auch digitale
Selbsthilfe-Angebote, die während der COVID-19-Pandemie an Bedeutung
gewonnen haben, sind kaum erforscht. Ziel der Studie war es, Auswirkungen und
Akzeptanz von Digitalisierungsprozessen in der Sucht-Selbsthilfe vor dem
Hintergrund der Pandemie zu untersuchen.
Methodik Basierend auf Forschungsergebnissen und theoretischen
Überlegungen wurde ein Online-Fragebogen konstruiert, um die
Einschätzungen von Betroffenen und Angehörigen aus
suchtbezogenen Selbsthilfegruppen zu erfassen.
Ergebnisse Die Befragten gaben mehrheitlich an, dass digitale
Selbsthilfe-Angebote bei Jüngeren auf große Akzeptanz
stoßen und den Zugang zur Selbsthilfe für Personen verbessern,
die mobilitätseingeschränkt sind oder in ländlichen
Regionen wohnen. Nach Einschätzung der Befragten können digitale
Alternativen persönliche Selbsthilfe-Treffen jedoch nicht
vollständig ersetzen. Die Befragten aus ambulanten Selbsthilfegruppen
waren zudem der Ansicht, dass nicht genügend finanzielle Mittel
für die Digitalisierung zur Verfügung stehen und viele
Betroffene und Angehörige mit fehlenden technischen Voraussetzungen oder
Computerkenntnissen von digitalen Angeboten ausgeschlossen werden.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass digitale Selbsthilfe-Angebote
ergänzend zu ambulanten Angeboten genutzt werden können, um auch
jüngere Mitglieder zu gewinnen und Personengruppen zu erreichen, die
allein durch ambulante Angebote weniger gut erreichbar sind. Bei Betroffenen und
Angehörigen mit fehlenden technischen Voraussetzungen oder
unzureichenden Computererfahrungen erscheint die Bereitstellung digitaler
Endgeräte sowie die Unterstützung im Umgang mit den
Geräten zielführend. Die Ergebnisse zeigen auch, dass
bedarfsabhängige Finanzierungshilfen für
Digitalisierungsmaßnahmen in der Selbsthilfe notwendig sind.
Abstract
Purpose Addiction self-help is an important but under-researched component
of the addiction treatment system. Digital self-help services, which gained
importance during the COVID-19 pandemic, have also hardly been researched. The
aim of this study was to investigate the impact and acceptance of digitalization
processes in addiction self-help against the background of the pandemic.
Methods Based on research findings and theoretical considerations, an
online questionnaire was constructed to collect the assessments of affected
persons and relatives from addiction-related self-help groups.
Results The majority of respondents indicated that digital self-help
services are widely accepted among younger people and improve access to
self-help for people who have limited mobility or live in rural areas. However,
according to the respondents, digital alternatives cannot fully replace
face-to-face self-help meetings. The respondents from outpatient self-help
groups also felt that insufficient funding is available for digitalization and
that many affected persons and relatives with a lack of technical requirements
or computer skills are excluded from digital offerings.
Conclusion The results show that digital self-help services can be used to
complement outpatient services in order to attract younger members and reach
groups of people who are less easily reached by outpatient services alone. For
those affected and their relatives with a lack of technical prerequisites or
inadequate computer experience, the provision of digital devices and support in
using the devices appears to be effective. The results also show that
needs-based funding for digitalization measures in self-help is necessary.
Schlüsselwörter
COVID-19-Pandemie - Digitalisierung - digitale Selbsthilfe-Angebote - Sucht
Key words
COVID-19 pandemic - digitalization - digital self-help services - addiction