Aktuelle Dermatologie 2024; 50(04): 168
DOI: 10.1055/a-2231-5640
Interview

Dermatologie ein „Universalfach“

Prof. Christiane Bayerl im Gespräch mit Prof. Falk Ochsendorf
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Prof. Dr. med. Falk Ochsendorf

Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?

Im Studium wurde ich durch die Dozentin Frau Dr. Christa Schneider im Untersuchungskurs Dermatologie so fasziniert, dass ich dachte, dass das Fach wohl interessant sein müsse. Erst später wurde mir klar, dass Dermatologie ein „Universalfach“ ist, weil es so vielfältige Aspekte hat: Es umfasst konservative und operative Medizin, junge und alte Patienten, Männer und Frauen, Histologie und Psychosomatik und hat Berührungspunkte mit fast allen Disziplinen, v. a. der Inneren Medizin. Zudem kann man durch Betrachten und Nachdenken ohne großen technischen Aufwand schon sehr viel erkennen.

Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?

Ich habe die Wahl keine Minute bereut. Es ist so viel passiert: ich war dabei, als erstmals Herpes-Virus-Infektionen mit Aciclovir behandelbar waren, wie die HIV-Infektion entdeckt und behandelbar wurde, als die Entdeckung der PCR die Diagnostik revolutionierte, als Patienten mit erektiler Dysfunktion effektiv geholfen werden konnte, als vormals infertile Paare mit Hilfe von ICSI eigene Kinder bekommen konnten, als für schwerste Psoriasisfälle Biologika eingeführt und für das maligne Melanom effektive Behandlungen verfügbar wurden. Und ein Ende dieser Entwicklungen ist nicht abzusehen. Es war wirklich nie langweilig!

Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?

Zu Beginn wollte ich, ähnlich wie die genannte Dozentin, zumindest einen Studenten motivieren, Dermatologe zu werden – es sind inzwischen einige geworden. Stolz macht mich, dass ich vielen Weiterbildungsassistenten helfen konnte, zu hoffentlich guten Dermatologen zu werden. Viele haben mir rückgemeldet, dass sie von mir viel gelernt hätten. Und ich freue mich, dass ich neben einer didaktischen Weiterbildung für Habilitanden am Fachbereich Medizin in Frankfurt (Arbeitsstelle für Medizindidaktik) auch in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft mit der Unterstützung durch meinen Chef, Professor Roland Kaufmann, ein „Forum akademische Lehre“ etablieren konnte.

Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?

Mein erster Chef, Prof. Milbradt, riet mir, mehrere Standbeine zu haben. So habe ich mich nicht nur mit einer Erkrankung/einem Gebiet beschäftigt, sondern war vielfältig aktiv: Konservative Dermatologie, Andrologie und Lehre wurden meine Standbeine. Der Oberarzt Professor Ulf Runne riet mir, „nichts als gegeben hinzunehmen“, d. h. Diagnosen, Behandlungen und sonstige Empfehlungen kritisch zu hinterfragen und erstmal selbst nachzudenken.

Was raten Sie jungen Kollegen?

Bleiben Sie neugierig – bei jedem Patienten gibt es etwas Interessantes zu entdecken! Und: Greifen Sie zum Äußersten: Schauen Sie sich den Patienten an!



Publication History

Article published online:
18 April 2024

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