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DOI: 10.1055/a-2234-0991
Funktionsmedizin als Lehrbuch für alle
Der Begriff Funktionsstörung oder die funktionelle Störung wird häufig ausschließlich für seelische Dysregulationen gebraucht. Die Funktion und deren Störung im Sinne der manuellen Medizin, einer segmentalen Betrachtungsweise oder/und bezugnehmend auf das Bewegungssystem kommt dabei oft nicht vor. Im hier besprochenen Buch werden bspw. physiologische Grundgegebenheiten, entwicklungsphysiologische Parameter, Prinzipien der physikalischen und rehabilitativen Medizin, Bewertung funktioneller Dysregulationen und weiteres besprochen. Die 1. Aufl. dieses Buches war lange angekündigt und wurde mit Spannung erwartet. Das Werk enthält bekannte Abbildungen, die an die Veröffentlichungen von Tittel et al. aus dem gleichen Verlag erinnern. Wer jetzt einen Buchtitel wie „Beschreibende und funktionelle Anatomie“ von Tittel et al. 2.0 erwartet, wird enttäuscht. Diese hier vorliegende Schrift erfüllt eher den Nimbus eines Grundlagenwerkes. Die fantastischen Tittel-Abbildungen sind hier eher eine Rarität. Physiologische und funktionelle Zusammenhänge können nun mal eher in Schaubildern als in Grafiken von Bewegungsabläufen dargestellt werden. Eine herausragende Einzigartigkeit stellen die farblich different dargestellten Kapitel dar. Initiale Grundlagen werden im Teil 2 gefolgt von funktionellen Betrachtungsweisen. In der anschließend im Teil 3 in allen Facetten dargestellten Funktionskrankheit wird eine dann 3. Farbe gewählt. Die Auswirkungen auf den klinischen Alltag werden dann im Weiteren abgehandelt. Verständlicherweise werden einige Leser sagen, „Das haben wir schon immer gewusst“. Der Autor dieser Besprechung hofft doch sehr, dass viele den Inhalt des Buches irgendwie schon gekannt haben. Die Kompaktheit physiologischer Beziehungen, pathophysiologischen Tiefgangs mit dem Bogen zur Alltagsanwendung hin, wurde erstmals so besprochen. Somit gehört das Buch in das Regal eines Manualmediziners, Anwenders osteopathischer Diagnostik- und Behandlungverfahren und Menschen die sich am Bewegungssystem zu Hause fühlen. Auch Sensomotoriker profitieren von dieser Lektüre. Für eine Abendlektüre zum Einschlafen eignet sich dieses Werk nicht. Es zeigt sich beim Lesen, dass die Tiefgründigkeit, mit der dieses Buch verfasst wurde, die Voraussetzungen erfüllt, dass das Buch von Beyer, Liefring, Niemier und Seidel ein Klassiker der Funktionsmedizin werden kann. Entsprechend gehört es auch in eine Arbeits- und Wissenschaftsatmosphäre und ist, wie bereits beschrieben, keine Bettlektüre.
PD Dr. med. Norman Best, Weimar
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
16. Februar 2024
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