Radiologie up2date 2024; 24(01): 81-103
DOI: 10.1055/a-2244-5929
Brustbildgebung/Mammografie

Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland: gestern – heute – morgen

Early Detection of Breast Cancer in Germany: Yesterday – Today – Tomorrow
Uwe Fischer
,
Christiane K. Kuhl
Preview

Trotz teils jahrzehntelangem Mammografie-Screening ist Brustkrebs unverändert die häufigste Krebs-Todesursache bei Frauen. In diesem Beitrag werden die Zielsetzungen von Präventionsprogrammen vorgestellt, die Anfänge des Mammografie-Screenings beschrieben und die aktuellen Konzepte kritisch diskutiert. Darüber hinaus wird ein Konzept für ein effektiveres Früherkennungsprogramm präsentiert und eine Vision für zukünftige Modelle gewagt.

Abstract

Breast cancer is the most common malignant disease in women in the western world. The prognosis of this disease depends to a large extent on the time of diagnosis. With the development and introduction of imaging techniques examination concepts for the early detection of breast cancer were developed. The focus of these concepts was primarily X-ray mammography, which has been used in population-based screening programs since the mid-seventies of the last century. Prospective randomized studies have shown that women whose breast cancer was diagnosed by mammography screening have a 30% lower risk of dying from this breast cancer as than women with a clinically diagnosis. In many European countries organized mammography screening programs were therefore initiated in the 1970s and 1980 s; in Germany, the mammography screening program was introduced in 2007. However, despite decades of mammography screening in some cases, little has changed in terms of the actual problem, even in European countries with high participation rates: Breast cancer remains by far the most common cause of cancer death and the leading cause of years of life lost in women. This manuscript describes the objectives of prevention programs, presents the beginnings of mammography screening in Europe and especially in Germany, and outlines and critically discusses the main advantages and limitations of current concepts. In addition, a concept for a more effective breast cancer screening program in the near future is presented and a vision for future models is ventured.

Kernaussagen
  • Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung und die häufigste Krebs-Todesursache der Frau in der westlichen Welt. Die Prognose dieser Erkrankung hängt wesentlich vom Zeitpunkt der Diagnosestellung ab.

  • Das Mammografie-Screening hat das Risiko, am Brustkrebs zu versterben, im Vergleich zur klinischen Untersuchung um 30% gesenkt.

  • Trotz teils jahrzehntelangem Mammografie-Screening (auch in europäischen Ländern mit hohen Teilnahmeraten) ist Brustkrebs unverändert die mit Abstand häufigste Krebs-Todesursache bei Frauen.

  • Die Mammografie hat ein Empfindlichkeitsprofil, das dem klinischen Auftrag an Früherkennung, nämlich gerade die metastasierungsbereiten, rasch wachsenden Karzinome unbedingt und sicher zu erkennen [9], genau widerspricht. Eine andere, ebenso wesentliche Limitation der Mammografie ist ihre begrenzte Aussagekraft bei Frauen mit dichten und sehr dichten Parenchymstrukturen (50% der Screening-Population).

  • Mit der (digitalen) Mammografie zur Früherkennung werden auf 1000 teilnehmende Frauen zwischen 6 und 7 Mammakarzinome nachgewiesen, die Mamma-MRT ermöglicht den zusätzlichen Nachweis von 14 bis 17 Karzinomen auf 1000 Frauen mit normalem Risiko – und zwischen 20 und 40 auf 1000 Frauen mit hohem Risiko.

  • Die qualitätsgesicherte kontrastmittelgestützte Mamma-MRT ist der Mammografie, der Sonografie und/oder der Tomosynthese hinsichtlich der Sensitivität für den Nachweis von Karzinomen drastisch überlegen, vor allem bei Frauen mit hoher Gewebedichte.

  • Sinnhafte Konzepte zur Früherkennung von Brustkrebs müssen einen individualisierten Weg beschreiten: Bei Frauen mit geringer Dichte reicht die Mammografie, bei Frauen mit hoher Dichte kommt bevorzugt die kontrastmittelgestützte Mamma-MRT zum Einsatz.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
29. Februar 2024

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