Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2024; 19(04): 405-418
DOI: 10.1055/a-2260-2763
Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie

„Kadiläsionen“ in der Kindertraumatologie

Wie kann man sie vermeiden?
Stefan Mietzsch
,
Carsten Schlickewei
,
Dirk Sommerfeldt

Unter dem Begriff Kadiläsionen werden 5 leicht zu übersehende Verletzungsmuster im Kindesalter mit einem Risiko für erhebliche Komplikationen zusammengefasst. Bei unzureichender Diagnostik und Therapie können sie auch für den behandelnden Arzt unangenehme Folgen haben, nämlich die Vorstellung vor dem „Kadi“ (Richter) im Rahmen eines Haftpflichtprozesses [1].

Kernaussagen
  • Frakturen im Wachstumsalter zeigen hinsichtlich ihrer Lokalisation und Frakturform nahezu stereotypische Muster, die mit den jeweiligen Altersstufen korrelieren.

  • Die beste Strategie zur Vermeidung von klinischen oder persönlichen Komplikationen der Kadiläsionen ist, sie zu kennen, an sie zu denken und die erhobenen klinischen Befunde sowie diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu dokumentieren.

  • Bei lokalisierten Schmerzen, Schwellung oder eingeschränkter Funktion einer Extremität im Wachstumsalter sollte eine Bildgebung mittels Sonografie oder Röntgen erwogen werden. Kann eine Verletzung im Röntgenbild in 2 Ebenen nicht sicher ausgeschlossen werden, sollte eine Ruhigstellung erfolgen.

  • Eine Kontrolle sollte kurzfristig nach etwa 5 Tagen durchgeführt werden, um eine zeitgerechte Intervention zu ermöglichen. In diesen Kontrollen können die interventionsbedürftigen Verletzungen meist zuverlässig identifiziert und noch zeitgerecht behandelt werden.

  • Kontrollen nach einem längeren Intervall, insbesondere länger als 2 Wochen, können im Wachstumsalter bereits zur Fixierung der Problematik führen, wodurch Korrekturen dann – wenn überhaupt– nur aufwendig möglich sind.

  • Interventionen im Wachstumsalter müssen altersgerecht erfolgen.

  • Korrigierende Wachstumseffekte sollten weder über- noch unterschätzt werden. Insbesondere bei Verletzungen der Wachstumsfugen oder Gelenke sollte die rechtzeitige Konsultation einer spezialisierten Kindertraumatologie in Erwägung gezogen werden.



Publication History

Article published online:
12 August 2024

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