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DOI: 10.1055/a-2261-6089
Körperliche Aktivität bei Einsamkeit
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Soziale Isolation und Einsamkeit sind ein großes gesellschaftliches Problem. Ihre negativen Auswirkungen für die psychische Gesundheit haben sich durch die COVID-19-Pandemie weltweit noch verschärft. Forschende des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim haben unter Mitwirkung von Wissenschaftler*innen des Karlsruher Instituts für Technologie, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Bern untersucht, inwiefern körperliche Aktivität negative Auswirkungen sozialer Isolation auf das Wohlbefinden abschwächen kann. Ihre Studie zeigt, dass Bewegung im Alltag das Potenzial hat, negative Konsequenzen des Alleinseins auf das Wohlbefinden zu kompensieren – insbesondere bei psychisch und neurobiologisch vulnerablen Personen. Das interdisziplinär besetzte Forschendenteam hat seine Studienergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Mental Health (https://www.nature.com/articles/s44220-024-00204-6) veröffentlicht.
Die Studie umfasste 317 junge Erwachsene und zusätzlich eine zweite Gruppe von 30 Erwachsenen, die während der COVID-19-Pandemie untersucht wurde. Die Wissenschaftler*innen nutzten für ihre Untersuchung eine vielfältige Methodenkombination, darunter Beschleunigungssensoren, Smartphones mit elektronischen Tagebüchern und Hirnbildgebung.
Die Studie zeigt, dass Menschen, die in ihrem Alltag momentan allein waren, über ein vergleichsweise geringeres Wohlbefinden berichteten, das sich jedoch erhöhte, wenn sie sich körperlich betätigten. Die Daten legen nahe, dass körperliche Aktivität, wie beispielsweise eine Stunde Gehen mit einem Tempo von fünf Stundenkilometern, das momentane „sozial-affektive Defizit“ ausgleichen kann. Die Forschenden beschreiben in weiteren explorativen Analysen, dass dieser positive Effekt von Bewegung selbst bei geringerer körperlicher Aktivität und während der pandemiebedingten Einschränkungen bestehen blieb. Untersuchungen der Hirnfunktionen der Proband*innen ergaben darüber hinaus, dass Menschen mit einem erhöhten neuronalen Risiko für Depression und Einsamkeit besonders deutlich von einem körperlich aktiveren Lebensstil profitierten.
Publication History
Article published online:
23 May 2024
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