Pneumologie 2024; 78(06): 363-364
DOI: 10.1055/a-2264-7768
Pneumo-Fokus

Sektion 10

Pathophysiologie und AerosolmedizinContributor(s):
Jens Spiesshoefer

Die Atemphysiologie und Aerosolmedizin besser zu verstehen, sowohl bei gesunden Menschen als auch bei Patient*innen mit pneumologischen Erkrankungen, bleibt das zentrale Ziel der Sektion Pathophysiologie und Aerosolmedizin. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt darauf mittels experimenteller und translationaler Methodik in Mensch und Tier Mechanismen hinter Erkrankungen und in klinischen, diagnostischen wie therapeutischen Entscheidungsprozessen besser zu verstehen und zu beleuchten.

Die klassischen Themen sind hier die Lungenfunktionsanalyse sowie die Atemmuskelkraftanalyse aber auch an anderen Stellen treiben wir Forschung, Erkenntnisgewinn und Schulungen voran. Auf dem Gebiet der Aerosolmedizin, die Spezialwissen erfordert, fungieren wir als Ansprechpartner und Vermittler in allen Fragen der Inhalationstechnologie und Technik, unterstützen Schulungsmaßnahmen und beschäftigen uns mit dem Thema der Therapieadhärenz. Die Sektion 10 beschäftigt sich inhaltlich und wissenschaftlich so auch mit mit den Folgen und der nötigen Anpassung an den Klimawandel, wo sie im interdisziplinären Austausch mit anderen Sektionen und der Taskforces steht.

In diesem Jahr standen wieder vor allem die Folgen der COVID-19-Pandemie im Fokus des DGP-Kongresses. Das Thema Long/Post-COVID hat in den letzten Pandemie-Jahren einen breiten Raum eingenommen und war ein Themenschwerpunkt auch der Sektion auf dem diesjährigen DGP-Kongress in Mannheim. Entsprechend unseres Selbstverständnisses als Pathophysiologen und Aerosolmediziner konnten wir hier wieder in Kooperation mit anderen Sektionen ein gut besuchtes Symposion veranstalten, um Mechanismen zu Long-COVID-Patienten besser zu beleuchten. Dies scheint angesichts zunehmender Informationen dazu weiterhin als hochrelevant.

Das Erarbeiten pathophysiologischer Konzepte für die Indikationsstellung einer Sauerstofftherapie und das Verständnis sämtlicher pathophysiologischer Mechanismen der Lunge selbst sowie der Systeme, mit denen sie zusammenarbeitet und in Interaktion steht –wie z.B. auch die Atemmuskelpumpe als zentrales Organ des Körpers, haben wir uns ebenfalls zur Aufgabe gemacht und erstmals mit einem eigenen Frühseminar zum Thema mehr in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt.

Die Sektion 10 war an den folgenden Leitlinien beteiligt, welche bereits publiziert werden konnten, oder sich in der Erarbeitung befinden:

  • Expertenempfehlungen zur Lungenfunktion

  • S2k Nichtinvasive Beatmung

  • Update S2k Asthma

  • S2K-Leitlinie Atemmuskelkraft

  • S2k Klimabewusste Verordnung von Inhalativa

Damit auch im klinischen Alltag die Bedeutung der pathophysiologischen Zusammenhänge und der Ergebnisse der Funktionsdiagnostik nicht verloren gehen, soll ein Schwerpunkt der Sektion in Zukunft auf der Verknüpfung von klinischen Symptomen und pathophysiologischem Verständnis liegen.

Ziel ist es zudem, gerade bei jungen Ärzt*innen das Interesse an atemphysiologischen und pathophysiologischen Prozessen (und damit ganz konkret z.B. auch Beatmungs- und Heimbeatmungsmedizin) sowie Funktionsdiagnostik zu wecken und den Forschungsgeist zu inspirieren. Ganz konkret behält die Sektion in diesem Zusammenhang mit der Pathophysiologie der Atemmuskelpumpe, der eine zentrale Rolle zukommt, u.a. im Weaning, auf der Intensivstation und bei hyperkapnischem Atemversagen aller Art, ihren bisherigen Kurs bei über die pathophysiologischen Hintergründe auch in Zukunft zu begeistern, da ein Verständnis der Krankheitsbilder, eine Zuordnung oder Klassifizierung einer Erkrankung ohne pathophysiologische Kenntnisse nicht möglich ist.

In Ergänzung zu den Lehrplänen der Universitäten und Weiterbildungscurricula zum Facharzt leistet die Sektion hier durch ihre wissenschaftlichen und didaktischen Inhalte vielfältige Beiträge an verschiedenen Stellen wie Kongressen, Schulungen oder Internetauftritten gezielt ihren Beitrag.

Die Sektion 10 wird daher weiter durch spannende Symposien Aufmerksamkeit auf diesen grundlegenden Themenbereich der Medizin ziehen. So z.B. die invasive Messung der Atemmuskelkraft, die Magnetstimulation der Zwerchfellnerven, das mögliche Pacing des Zwerchfells als Therapieoption bei invasiv beatmeten Patienten um eine VIDD (ventilator induced diaphragm dysfunction) möglicherweise besser vermeiden zu können, die invasive Messung des Sympathikotonus mittels Mikroneugrafie bei COPD-Patienten, um kardiovaskuläre Seiten der COPD besser zu verstehen. Weiterhin wird sie sich bisher wenig beforschten Themenbereichen wie z.B. dem Deventilationssyndrom in der nicht-invasiven Beatmung zuwenden.

Themenschwerpunkte auf dem diesjährigen DGP-Kongress waren entsprechend neben Long-/Post-COVID für uns der Klimawandel, die Aerosolmedizin und Inhalationstherapie, die Lungenfunktionsdiagnostik sowie neben dem Frühseminar zum Zwerchfellultraschall das neue Frühseminar zur Langzeitsauerstofftherapie.

Am Beispiel der Lungenfunktion wurde in den vergangenen Monaten deutlich, wie wichtig das Verständnis der Untersuchung für eine Weiterentwicklung der Methode und der Interpretation der Ergebnisse ist, da eine vernünftige Therapie ohne dieses Verständnis nicht etabliert werden kann.

Die gegenwärtige Suche nach Mechanismen hinter der Long-/Post-COVID-Erkrankung zeigt den großen Stellenwert einer lebendigen Kultur darin pathophysiologisch zu denken und zu forschen.

Daher sind, im Aufschwung der bestehenden Aufmerksamkeit auf die Pneumologie und Beatmungsmedizin, verstärkt Lehrmaßnahmen, Forschungsaktivitäten, Fortbildungen und langfristig die Weiterentwicklung diagnostischer und therapeutischer Methoden geplant, um dem vielfältigen Klärungs- und Handlungsbedarf auf den Gebieten der Aerosolmedizin und der Atemphysiologie, aber auch der Betreuung von Long-COVID-Patienten, gerecht zu werden.

Explizit wird in diesem Zusammenhang auch der Aufbau spezialisierter pneumologisch-physiologischer Forschungslabore gefördert, aus denen heraus der wissenschaftliche Nachwuchs begeistert und generiert werden kann.

In diesem Sinne fand aus der Sektion heraus auch eine lebhafte Beteiligung an DGP-Presseerklärungen und Veröffentlichungen sowie in der Interaktion mit der Öffentlichkeit im Allgemeinen statt.

Wir freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit Ihnen und allen Sektionsmitgliedern, die Interesse an der aktiven Mitarbeit haben.

PD Dr. Dr. Jens Spiesshoefer, Aachen
(Sprecher Sektion 10: Pathophysiologie und Aerosolmedizin der DGP)

Dr. Maximilian Wollsching-Strobel, Köln
(stellvertretender Sprecher Sektion 10: Pathophysiologie und Aerosolmedizin der DGP)



Publication History

Article published online:
12 June 2024

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