Reisemedizin up2date 2025; 02(01): 13-30
DOI: 10.1055/a-2278-7502
Beruflicher Auslandsaufenthalt

Anmerkungen zu psychischen Erkrankungen / Störungen und Belastungsfaktoren beim Reisen

Helmut Müller-Ortstein

Repräsentative Studien belegen, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland die Kriterien für eine psychische Erkrankung wie Depression, Angst- oder Suchterkrankung erfüllt [1]. Mit diesen Erkrankungen sollte man sich daher auch im Kontext des Reisens auseinandersetzen. Die Betroffenen sollten von ärztlicher Seite bereits im Vorfeld über reisetypische Belastungsfaktoren und die Auswirkungen auf ihre Erkrankung informiert werden.

Kernaussagen
  • Bei den psychischen Krankheiten bzw. Störungen stehen im Zusammenhang mit dem Reisen die Angststörungen und affektive Erkrankungen mit Depressionen und Manien schwerpunktmäßig im Vordergrund, gefolgt von Abhängigkeitserkrankungen.

  • Betroffene sollten bereits vor der Reise über mögliche Ursachen und Auslöser psychischer Erkrankungen und Störungen sowie reisetypische Belastungsfaktoren aufgeklärt werden.

  • Bei Reisen bzw. Auslandsaufenthalten können viele spezifische isolierte Phobien auftreten, z.B. Höhenangst, Flugangst, Angst vor Einsamkeit usw. Abhängig vom Schweregrad können zur Überwindung der Flugangst unterschiedliche Behandlungsstrategien angewendet werden, z.B. Bibliotherapie, Konfrontation, kognitive Umstrukturierung u.a.

  • Häufig treten, gerade zu Beginn einer Reise, reaktive Depressionen auf, die mit ihrer Symptomatik über einen „Kulturschock“ hinausgehen können. Ob jemand grundsätzlich reisefähig ist, sollte bei den affektiven Störungen, insbesondere auch bei Depressionen, anhand der Art und Schwere der Symptomatik entschieden werden.

  • Reisende bzw. im Ausland tätige Personen sollten bei der Beratung darauf hingewiesen werden, dass allein das Mitführen von Drogen in manchen Ländern eine strafbare Handlung sein und auch mit hohen Haftstrafen geahndet werden kann. Auch im Ausland führt der Missbrauch von Alkohol und Drogen immer wieder zu Unfällen, vor allem im Verkehrsbereich.

  • Bei psychiatrischen Notfällen auf Reisen gehört zur Statuserhebung die Überprüfung des Bewusstseins und der Motorik, möglicher psychotischer Symptome, der Suizidalität, der Eigen- und Fremdgefährdung sowie der Krankheitseinsicht.

  • Bei Zeitverschiebungen, die über 2 h hinausgehen, muss eine entsprechende Anpassung bei der Medikamenteneinnahme auch bei der Psychopharmakotherapie erfolgen.

Zusatzmaterial



Publication History

Article published online:
07 February 2025

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