Krankenhaushygiene up2date 2024; 19(01): 81-99
DOI: 10.1055/a-2279-6055
Antiinfektiva

Periprothetische Infektionen – operatives und medikamentöses Management

Maik Stiehler

Periprothetische Infektionen (PPI) stellen eine große Herausforderung dar. Die Therapie einer PPI bedeutet für Betroffene häufig eine deutlich verminderte Gelenkfunktion und Einschränkung der Lebensqualität. Entscheidend für einen Behandlungserfolg nach PPI ist ein strukturierter Behandlungsalgorithmus mit sowohl chirurgischer als auch antibiotischer Therapie. Dieser Beitrag vermittelt aktuelle Aspekte des Managements von Endoprotheseninfektionen.

Kernaussagen
  • Die periprothetische Infektion (PPI) weist eine Inzidenz von 2,2% auf und ist eine der häufigsten Ursachen für Endoprothesenwechsel.

  • PPI sind mit deutlichen Funktionseinschränkungen, psychosozialer Belastung, verminderter Lebensqualität, erhöhter Sterblichkeit und erhöhten Behandlungskosten verbunden.

  • Die rechtzeitige Diagnosestellung einer PPI ist wichtig, um eventuell das Zeitfenster einer endoprothesenerhaltenden Therapie nutzen zu können.

  • Man unterscheidet akute PPI (< 4 Wochen postoperativ, < 3 Wochen Symptomdauer bei hämatogener Genese) mit unreifem Biofilm von chronischen PPI mit ausgereiftem Biofilm.

  • Die Erregersicherung mittels Gelenkpunktion, Blutkultur oder intraoperativer Gewebeproben, idealerweise im antibiotikafreien Intervall, besitzt eine zentrale Bedeutung.

  • Sichere Zeichen für das Vorliegen einer PPI sind

    • eine kutane Fistel mit Verbindung zur Endoprothese,

    • > 3000 Zellen/µl Synovia,

    • > 80% synoviale Granulozyten,

    • der Nachweis eines identischen Erregers in mindestens 2 Proben,

    • mindestens 5 Neutrophile in mindestens 5 Hochvergrößerungsfeldern und

    • der mikroskopische Erregernachweis.

  • Eine Erregereradikation kann bei ausgereiftem implantatadhärentem bakteriellem Biofilm nur mittels Endoprothesenwechsel erreicht werden.

  • Das DAIR-Verfahren ist geeignet bei akuter PPI mit Nachweis von biofilmwirksam antibiotisch therapierbaren Erregern und umfasst die endoprothesenerhaltende chirurgische Revision mit Wechsel der mobilen Endoprothesenkomponenten. Septische Endoprothesenwechsel können ein- oder mehrzeitig erfolgen.

  • Rückzugsoptionen bei Therapieversagen umfassen infektionseradizierende ablative Verfahren mit Funktionseinbußen und infektionstolerierende Konzepte mit dem Ziel des Funktionserhaltes.

  • Das PPI-Management erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Beteiligung von Infektiolog*innen und Mikrobiolog*innen.



Publication History

Article published online:
20 March 2024

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