Zahnmedizin up2date 2024; 18(02): 173-190
DOI: 10.1055/a-2290-5852
Varia

Chronischer beruflicher Stress: Behandlungsansätze mit Psychotherapie

Stefan Koch
,
Dirk Lehr
,
Andreas Hillert
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Psychische Erkrankungen sind zunehmend Grund für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung aus Krankheitsgründen. Sie bilden einen Hauptrisikofaktor für eingeschränkte Teilhabe am Erwerbsleben (z. B. [1] [2]). Dennoch wird das Thema Beruf in der psychotherapeutischen Akutversorgung oft nur nachrangig behandelt. Wie aber kann das Thema Arbeit spezifisch in der Psychotherapie behandelt werden? Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick.

Kernaussagen
  • Psychische Erkrankungen bilden einen zentralen Risikofaktor für Arbeitsunfähigkeit und ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben.

  • Aktuelle Metaanalysen belegen eine zentrale Bedeutung von chronischem beruflichem Stress für die Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer wie auch somatischer Erkrankungen.

  • Die Linderung beruflichen Überlastungserlebens bildet ein zentrales Anliegen der Betroffenen und eine wichtige Ergänzung störungsspezifischer Therapien, z. B. für Transfersicherung und Rückfallprophylaxe.

  • Die weite Verbreitung des Burnout-Begriffs fordert Praktiker, hierzu einen klaren Standpunkt zu beziehen. Das Burnout-Syndrom ist keine Diagnose im Sinne der ICD-10.

  • Arbeitsplatzbezogene Stresskonzepte identifizieren gesundheitsrelevante personale wie auch organisationale Belastungsfaktoren und erlauben die Ableitung berufsbezogener Interventionen.

  • Durch berufsbezogene Behandlungsansätze wird arbeits- und organisationspsychologisches sowie sozialmedizinisches Wissen für die psychotherapeutische Behandlung erschlossen.

  • Hauptzielgruppe berufsbezogener Interventionen sind beruflich hochbelastete, von einem erhöhten Risiko eines vorzeitigen Ausscheidens aus dem Erwerbsleben betroffene psychisch Erkrankte, mit dem Ziel der Vorbereitung auf den beruflichen Wiedereinstieg.

  • Berufsbezogene Interventionen sollten folgende zentrale Behandlungselemente enthalten: Motivationsförderung, kognitive Stressbewältigung, Vermittlung und Einübung von Handlungskompetenzen der Stressbewältigung und Förderung der Regenerationsfähigkeit sowie Elemente der Sozialberatung.

  • Im Bereich internetbasierter berufsbezogene Ansätze (Occupational e-Mental Health) liegen vielversprechende Befunde vor, die deren zunehmende Bedeutung in der Prävention wie auch der Psychotherapie beruflicher Überlastung erwarten lassen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Mai 2024

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