Rofo 2024; 21(02): 94-95
DOI: 10.1055/a-2297-1986
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Kommentar zu „ADC-basierte Klassifikation von Brustläsionen"

Contributor(s):
1   Radiology, Radiologie München, Muenchen, Germany
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Die Diffusionswichtung (DWI) wird als Sequenz bei der Mamma-MRT zum Teil kontrovers diskutiert. In der klinischen Routine hat sie einen Stellenwert bei der Differenzialdiagnose benigner und maliger Herdbefunde [1]. Die ersten Publikationen dazu erschienen schon vor etwa 20 Jahren [2].

Andere diagnostische Fragestellungen wie Verlaufskontrolle unter Chemotherapie oder Aussagen über immunhistochemische Tumorparameter sind noch Gegenstand der Forschung. Ein interessanter zukünftiger Einsatz könnte die DWI als kontrastmittellose Sequenz in Kombination mit künstlicher Intelligenz sein [3].

Bereits im BI-RADS-Lexikon des Jahres 2013 findet die DWI Erwähnung „Findings from other techniques, such as diffusion-weighted imaging or MR spectroscopy, should be reported if clinically important” [4] ohne Wertung in einer Befundungskategorie oder Spezifizierung von benignen und malignen DWI-Parametern.

Die EUSOBI (European Society of Breast Imaging) hat eine DWI-Arbeitsgruppe gegründet. In einer Stellungnahme hat sie grundlegende Anforderungen an die Sequenzparameter definiert, einschließlich Empfehlungen zu b-Werten, Fettsättigung, räumlicher Auflösung, TR/TE und die ROI-Platzierung [5]. Die EUSOBI und andere internationale Arbeitsgruppen wie die Qiba (Quantitative Imaging Biomarkers Alliance [6], organisiert durch die Radiological Society of North America) weisen darauf hin, dass noch Bedarf an Standardisierung der Sequenzparameter und bezüglich der Schwellenwerte für den scheinbaren Diffusionskoeffizienten (ADC, Apparent Diffusion Coefficient) besteht.

Die DWI liefert sowohl qualitative als auch quantitative Informationen über das Brustgewebe und kann somit bei der Diagnose und Charakterisierung von Brustläsionen helfen. Viele Arbeiten haben gezeigt, dass maligne Brusttumore aufgrund ihrer höheren und dichteren Zellzahl in der DWI eine höhere Signalintensität im Vergleich zu benignen Läsionen aufweisen und damit niedrigere ADC-Werte.

Bickel et al. [7] versuchen in ihrer Studie ein einfaches, klinisch anwendbares System zu entwickeln, mit dem die ADC-Werte analog und als Ergänzung zu den MRT BI-RADS-Kriterien eingeteilt werden und nennen diese ADC-B. Die vorgeschlagene Methode ist einfach anwendbar und leicht in ein Protokoll zur strukturierten Befundung implementierbar.

Die DWI- und die ADC-B-Kategorisierung können eine Hilfe bei der Beurteilung von Herdbefunden sein und möglicherweise dazu beitragen, dass unnötige Biopsien vermieden werden. Die Anwender der ADC-B-Kriterien müssen sich aber bewusst sein, dass es sich bei den angegebenen Grenzwerten nicht um absolute Werte handelt, sondern es „Ausreißer“ nach oben und unten geben kann. Die ADC-B-Kriterien sind ein Baustein bei der Mamma-MRT-Auswertung, der in Zusammenschau mit der Morphologie und der Kontrastmitteldynamik der Läsion bei der Diagnosestellung helfen kann. Eine weitere Standardisierung der DWI und deren Auswertung wird dazu beitragen, dass die DWI in der Mammadiagnostik eine größere Akzeptanz erfahren wird.



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Article published online:
23 May 2024

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