physiopraxis 2024; 22(06): 14-18
DOI: 10.1055/a-2298-9371
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Vordere Kreuzbandruptur – Exzentrisches Krafttraining verbessert die Sprungkraft

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Exzentrisch betontes Krafttraining verbessert die Sprungkraft deutlich stärker als konventionelles Krafttraining. © coachwood/stock.adobe.com – Stock photo. Posed by models

Die Betreuung von Menschen mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) ist ein langer Prozess. Das Ziel für Patient*innen sollte die Wiederaufnahme ihres Sports sein. Es gibt diverse Testbatterien, die helfen einzuschätzen, wann Patient*innen mit geringem Risiko wieder am Sport teilnehmen können. Ein wichtiger Faktor ist hierbei die Kraftsymmetrie der Beine. Die Forschenden untersuchten, ob ein sechswöchiges exzentrisches Krafttraining (EK) in der Spätphase der Reha einem kon-ventionellen Krafttraining (KKT) bei der Entwicklung von Kraft und Schnellkraft überlegen ist.

Es wurden 22 Profisportler*innen (5–6 Monate post-OP) nach vorderer Kreuzbandrekonstruktion eingeschlossen. Die Teilnehmenden durften zuvor keine VKB-Ruptur oder chondrale Probleme gehabt haben. Die Proband*innen ließen randomisiert der EK oder der KKT-Gruppe zuordnen. Das Trainingsprotokoll war für beide Gruppen identisch, allerdings führte die EK-Gruppe zusätzlich exzentrisches Krafttraining an einem Flywheel durch. Vorab waren alle Proband*innen im gleichen Reha-Prozess eingeschlossen. Jede Trainingseinheit betrug 80–90 Minuten, 6 Mal die Woche, davon 3 Mal das Krafttraining mit gleichem Volumen. Erfasst wurden unter anderem der isometrische Semi-Squat Test (ISOSU), der beidbeinige vertikale Sprungtest (VST), der vertikale Single Leg Jump Test (SLJ), der horizontale Single Leg Hop Test (SLHT) sowie der horizontale Triple Hop Test.

Nach den Interventionen ergaben sich folgende Ergebnisse für das betroffene Bein: Beide Gruppen verbesserten sich in allen Tests. Der Fortschritt der EK-Gruppe im ISOSU-Test betrug 28,1 % (KKT: 15,1 %), im VST 12,9 % (KKT: 6,7 %), im SLJ um 23,8 % (KKT: 13,7 %), der SLHT steigerte sich um 23,9 % (KKT: 8,1 %) und im Triple Hop Test konnte die Gruppe einen Anstieg um 14,3 % (KKT: 5,3 %) verzeichnen.

Fazit für die Praxis

Das exzentrisch betonte Training scheint in diesem Fall dem konventionellen Krafttraining überlegen zu sein. Das entsprechende Ausmaß an exzentrischer „Überladung“ kann in den meisten Praxen wahrscheinlich nur mittels Geräten oder einbeinig erzeugt werden. Alles in allem ist dieser Ansatz spannend. Es bleibt zu hoffen, dass andere Studien die Ergebnisse bestätigen können.

tw

Medicina (Kaunas) 2023; 59: 1111



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Article published online:
13 June 2024

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