Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2312-6270
Originalarbeit

Tuberkulose bei ukrainischen Geflüchteten in Deutschland – ein Vergleich von Screening- und Meldedaten

Tuberculosis among Ukrainian Refugees in Germany – A Comparison of Screening and Reporting Data
1   DZK, Deutsches Zentralkommittee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin, Germany
,
Ralf Otto-Knapp
1   DZK, Deutsches Zentralkommittee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin, Germany
,
Cornelia Breuer
1   DZK, Deutsches Zentralkommittee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin, Germany
2   Tuberkulosefürsorge, Amt für Gesundheit und Prävention LH Dresden, Dresden, Germany
,
Martin Priwitzer
3   Gesundheitsamt, Landeshauptstadt Stuttgart, Stuttgart, Germany
,
Torsten Bauer
1   DZK, Deutsches Zentralkommittee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin, Germany
4   Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin, Germany
,
Brit Häcker
1   DZK, Deutsches Zentralkommittee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin, Germany
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine bis November 2022 haben fast 1 Million Menschen Zuflucht in Deutschland gefunden. Trotz der Bemühungen, die Tuberkulose (TB)-Fallzahlen zu senken, verzeichnete die Ukraine im Jahr 2020 eine hohe TB-Inzidenz, insbesondere mit hohen Raten multiresistenter TB. Konflikte und Kriege werden aufgrund von Verzögerungen bei der Diagnose, Behandlungsunterbrechungen und erhöhten Ansteckungsrisiken mit der Ausbreitung von TB in Verbindung gebracht. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gingen aufgrund der Flüchtlingsbewegungen von einem Anstieg der TB-Zahlen in der EU-Region aus. In Deutschland gibt es unterschiedliche Screening-Methoden für Personen in Gemeinschaftsunterkünften, darunter Röntgenaufnahmen des Thorax oder immunologische Tests. Eine im Arbeitskreis Tuberkulose des BVÖGD durch das DZK durchgeführte Umfrage untersuchte die Methoden und Ergebnisse des TB-Screenings für ukrainische Geflüchtete. Unter insgesamt 26 196 untersuchten Personen über 15 Jahren wurden 48 TB-Fälle entdeckt. Bei etwa 42% der Fälle handelte es sich um eine multiresistente TB. Die Screening-Ergebnisse weichen sowohl von den Schätzungen der WHO als auch von den im Jahr 2022 an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten TB-Fällen ab. Hier wird ein orientierender Vergleich der Zahlen dargestellt. Die abweichenden Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Datenerhebung und -analyse, um Ressourcen und Interventionen an die sich entwickelnde TB-Situation unter ukrainischen Geflüchteten in Deutschland anzupassen, insbesondere angesichts des anhaltenden Konflikts und der Möglichkeit einer künftigen Zunahme von TB-Fällen.

Abstract

Since the onset of the war in Ukraine until November 2022, nearly 1 million people sought refuge in Germany. Despite efforts to reduce tuberculosis (TB) cases, Ukraine had a high TB incidence in 2020, with increased rates of multidrug-resistant TB. Conflict and war have historically been associated with TB spread due to delays in diagnosis, treatment interruptions, and increased transmission risks. The World Health Organization (WHO) estimated a rise in TB cases in the EU region due to refugee movements. In Germany, screening methods used in testing individuals in communal housing involving chest X-rays or immunological tests were variable. A survey conducted by the DZK within the nationwide TB working group evaluated TB screening methods and results for Ukrainian refugees. Out of 26,196 individuals aged over 15, 48 TB cases were detected, with a higher-than-expected incidence. About 42% of cases were multidrug-resistant TB. The screening findings differed from both the WHO's estimates as well as TB cases reported to the Robert Koch Institut (RKI) in 2022. A preliminary comparison of the numbers is presented here. The differing results emphasize the need for ongoing data collection and analysis to adapt resources and interventions to the evolving TB situation among Ukrainian refugees in Germany, especially considering the ongoing conflict and potential for increased TB cases in the future.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Juni 2024

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