Zusammenfassung
Hintergrund Verletzungen durch Explosionen oder pyrotechnische Ereignisse
können zu schwerwiegenden Handverletzungen führen, die teilweise langfristige
Auswirkungen sowohl für den Betroffenen als auch das Gesundheitssystem haben.
Bislang konnte die Einführung eines landesweiten Verbots von Feuerwerkskörpern
zum Jahreswechsel lediglich vorübergehend im Rahmen der Schutzmaßnahmen zur
Eindämmung der Covid-19-Pandemie umgesetzt werden. Diese zwei Ausnahmejahre
konnten im Sinne eines Modellversuchs ausgewertet werden, um aufzuzeigen,
welchen Effekt ein Verbot von Feuerwerk hinsichtlich Verletzungshäufigkeit von
Explosionsverletzungen bedeutet.
Material und Methoden Im Rahmen einer Multicenter-Studie haben fünf
deutsche Hand Traumazentren alle durch Feuerwerks- oder Knallkörper entstandenen
Verletzungen, die in einem Zeitraum von sieben Tagen um den Jahreswechsel
operativ versorgt wurden, retrospektiv erhoben und ausgewertet. Hierbei wurden
die Jahre 2017–2023 eingeschlossen.
Ergebnisse Schwere Handverletzungen durch Explosionen kamen während
geltender Covid-19 Schutzmaßnahmen signifikant seltener vor verglichen mit den
übrigen erhobenen Jahreswechseln. Nach Rückkehr zu regulären Verkaufsgesetzen
und Feierlichkeiten im Jahr 2022 konnte flächendeckend ein signifikanter
Wiederanstieg der Verletzungszahlen aufgezeigt werden, die sogar den
Vor-Covid-19-Zeitraum überstiegen. Die epidemiologischen Daten bestätigten einen
hohen Anteil an Minderjährigen und männlichen Patienten. Es kam zu einer Häufung
von schweren Verletzungen in der Neujahrsnacht und dem ersten Januar, wobei
Erwachsene sich vor allem zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten, Kinder und
Jugendliche jedoch erst sekundär in den ersten Januartagen verletzten.
Schlussfolgerungen Nationale Verbote stellen eine effektive Methode dar,
um schwere Handverletzungen, ausgelöst durch Explosionskörper, und deren
lebenslange Folgen zu verhindern. Die in dieser Multicenter-Studie gewonnenen
Daten können als Bestandteil einer Grundlage für politisches Handeln dienen.
Abstract
Background Injuries caused by explosions or pyrotechnic devices can lead
to severe hand injuries with potential long-term consequences for both the
affected individual and the healthcare system. The implementation of a
nationwide ban on fireworks during the New Year festivities was only temporarily
enforced as part of the protective measures during the Covid-19 pandemic. These
two exceptional years provide an opportunity for evaluation as a model
experiment to demonstrate the impact of a fireworks ban on the frequency of
explosion-related hand injuries.
Materials and Methods In a multicentre study, five German hand trauma
centres retrospectively collected and analysed all pyrotechnic-related injuries
that occurred within seven days around the New Year celebration between 2017 and
2023.
Results Severe hand injuries from explosions were significantly less
frequent at New Year celebrations during the pandemic period compared with data
collected in the years before and after Covid-19. After the return to regular
sales laws and celebrations in December 2022, a significant increase in injuries
was observed, surpassing even the pre-Covid period. Epidemiological data
confirmed a high proportion of minors and male victims. The highest number of
injuries was observed on New Year's Eve and the first day of January, with
adults mainly being injured during the festivities, while children and
adolescents were mainly injured during the first days of January.
Conclusions A national ban proved to be an effective method to prevent
severe hand injuries caused by explosive devices and their lifelong
consequences. The data obtained in this multicentre study can serve as a basis
for informed policy action.
Schlüsselwörter Handverletzung - Covid-19 - Silvester - Feuerwerk - Pyrotechnik - Explosionsverletzung
Keywords Covid-19 - hand injury - fireworks - pyrotechnics - explosion injury