Krankenhaushygiene up2date 2024; 19(03): 201-202
DOI: 10.1055/a-2322-7800
Studienreferate

Kommentar zu „Präoperatives Urinscreening bei nicht-urologischen Operationen nutzlos“

Contributor(s):
Sebastian Schulz-Stübner

Im Rahmen von Antibiotika-Stewardship-Programmen gewinnt das Thema Diagnostic Stewardship zunehmend an Bedeutung [1], und gerade unnötige Urinkulturen sind häufig Gegenstand von Negativ-Empfehlungen, z.B. der Klug entscheiden-Kampagnen weltweit [2] oder der Society of Healthcare Epidemiology of America, SHEA [3].

Nichtsdestotrotz werden derartige Untersuchungen und Behandlungen von dann gefundenen asymptomatischen Bakteriurien bei nicht-urologischen Operationen immer noch durchgeführt, wie diese Studie zeigt, die die nationale Patientendatenbank der amerikanischen Veterans Administration (VA) nutzen konnte. Die große Patientenzahl und die dadurch herstellbare Vergleichbarkeit hinsichtlich der Risikofaktoren zwischen den Gruppen mit und ohne Urinkultur sind eine der Stärken der retrospektiven Studie. Die durch die Populationsstruktur der VA bedingte Dominanz älterer Männer schränkt die Generalisierbarkeit der Ergebnisse zwar ein, aber gerade diese Gruppe gilt als besonders vulnerabel für die untersuchten Outcomeparameter postoperative Wundinfektionen und Harnwegsinfektionen.

Obwohl die der Analyse zugrundeliegenden Primärdaten aus den Jahren 2017–2019 stammen, dürften sie nach wie vor die Versorgungsrealität widerspiegeln. Die Studie ist daher besonders gut geeignet, die offensichtlich noch weit verbreiteten Ängste der Operateure gerade bei Eingriffen mit Implantation großer Fremdkörper in der Orthopädie abzubauen und die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen zum Verzicht auf präoperative Urinscreeningkulturen bei nicht-urologischen Operationen zu fördern.



Publication History

Article published online:
13 August 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany