Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(04): 176-179
DOI: 10.1055/a-2322-8713
Forum

Rehabilitation am Lebensende: Kein Widerspruch, sondern Notwendigkeit

Der WHO Policy Brief zur Integration der Rehabilitation in Hospiz- und Palliativangebote
Susanne Domkar
,
Susanne Javorszky
,
Brigitte Loder-Fink
,
Alexander Müller
,
Rainer Simader

Sterben in der Zukunft

Etkind et al. [1] vom Cicely Saunders Institute haben 2017 hochgerechnet, wie viele Menschen in England und Wales im Jahr 2040 Hospiz- und Palliativbedarf haben werden. Die Forscher*innen bestätigen, dass diese Entwicklungen in Ländern mit ähnlicher demografischer Entwicklung vergleichbar sind. Durch die demografische Entwicklung werden im Jahr 2040 ca. 25 % mehr Menschen pro Jahr sterben. Die Forschergruppe beschreibt, dass nicht davon auszugehen ist, dass der Bedarf an Hospiz- und Palliativversorgung gleichermaßen um 25 % steigen wird – sondern deutlich höher sein wird. Sie berechnen, dass ca. 42 % mehr Menschen als heute Hospiz- und Palliativversorgung brauchen werden. Im Jahr 2021 wurde veröffentlicht, dass durch die Pandemie und die Belastung des Gesundheitssystems in England bereits 2020 diese prognostizierten Werte erreicht wurden [2].

Die Hauptgründe für die Zunahme sind neben der demografischen Entwicklung die Zunahme an komplexen Erkrankungen. Durch die Errungenschaften der Medizin überleben Menschen viele Erkrankungen, an denen sie vor einigen Jahren noch gestorben wären. Zumindest überleben sie diese länger – und Erkrankungen chronifizieren. Die signifikante Zunahme von Menschen mit Demenzerkrankungen, aber auch mit onkologischen Erkrankungen wird der Hauptmotor für den Bedarfsanstieg sein. Auch Erkrankungen der Atemwege werden eine deutlich größere Rolle spielen als bisher. Die Altersstruktur der Betroffenen in der Hospiz- und Palliativversorgung unterliegt einer Veränderung. Während die Anzahl der unter 65-jährigen Personen tendenziell rückläufig sein wird, die der 65- bis 74-Jährigen gleichbleiben wird, wird der signifikante Bedarfsanstieg bei den über 75-Jährigen sein. Wenn diese Entwicklung noch detaillierter betrachtet wird, werden es vor allem die über 85-jährigen Menschen sein, die den hauptsächlichen palliativen Bedarf haben werden [3].

Neben all diesen krankheitsbezogenen Veränderungen und Entwicklungen dürfen gesellschaftliche und berufsspezifische Themen nicht außer Acht gelassen werden. Sterben wird zunehmend ein psychosoziales Thema sein. Die Rolle der pflegenden Angehörigen wird wichtig sein, allerdings wird es im Verhältnis zu den Pflegebedürftigen auch immer weniger informelle Pflegende geben. Auch der oft beschriebene Mangel an Pflegepersonen und Mediziner*innen wird für eine gute Begleitung am Lebensende wirksam werden.



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Article published online:
28 June 2024

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