Phlebologie 2025; 54(01): 26-36
DOI: 10.1055/a-2325-3717
CME-Fortbildung

Kompression und manuelle Lymphdrainage beim Erysipel

Compression and Manual Lymphatic Drainage for Erysipelas
Markus Stücker
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Lange Jahre galten Kompressionstherapie und manuelle Lymphdrainage als Kontraindikation bei Erysipel. Diese Einstellung hat sich gewandelt: Während die Lymphdrainage den Abfluss von Gewebeflüssigkeit fördert, unterstützt die Kompressionstherapie die Entstauung und beugt erneuten Infektionen vor. Gemeinsam optimieren die beiden Maßnahmen Heilung und Rezidivprophylaxe.

Abstract

For many years, compression therapy and manual lymph drainage were considered contraindications in the presence of erysipelas. This view has changed in recent years due to new findings and experience. Even in acute erysipelas, compression therapy is no longer regarded as a contraindication, but as an important therapeutic component that can be started at the same time together with antibiotics, taking into account the patient’s individual pain symptoms. Manual lymphatic drainage can also be used at an early stage when the antibiotic is responding (fever reduction, initial improvement in findings).

Kernaussagen
  • Das Erysipel ist eine durch Streptokokken induzierte bakterielle Infektion der Dermis und der oberen Subkutis, die auf eine Antibiotikabehandlung mit Penicillin anspricht.

  • Vom Erysipel sind insbesondere an der unteren Extremität nichtinfektiöse Erkrankungen wie das Stauungsekzem, die tiefe Beinvenenthrombose und die Hypodermitis abzugrenzen.

  • Die Symptome entwickeln sich meist sehr rasch, oft innerhalb von Stunden, und zeigen sich

    • als akutes, leicht überwärmtes, unterschiedlich schmerzhaftes, hellrotes/flammend rotes Erythem mit glänzender Oberfläche,

    • mit scharf begrenzten Rändern und

    • zungenförmigen Ausläufern;

    • mit systemischen Entzündungsreaktionen wie Fieber oder Frösteln, seltener Schüttelfrost, und

    • mit erhöhter BSG, erhöhtem CRP und bisweilen einer Leukozytose oder Neutrophilie.

  • Die Kompressionstherapie hat einen wichtigen Stellenwert in der Therapie des Erysipels und in der Prophylaxe des Erysipelrezidivs.

  • Auch beim Erysipel sollte die Kompressionstherapie phasengerecht mit Entstauungsphase und Erhaltungsphase durchgeführt werden.

  • Die manuelle Lymphdrainage als Bestandteil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie kann unmittelbar nach Ansprechen des Antibiotikums, also spätestens nach Entfieberung und Schmerzreduktion, fortgeführt werden.



Publication History

Article published online:
17 February 2025

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