Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2025; 20(02): 133-150
DOI: 10.1055/a-2343-8610
Schultergürtel und obere Extremität

Schultersteife – die Diva unter den Schultererkrankungen

Franziska Maria Loos

Die Diagnostik und Therapie der Schultersteife bzw. Frozen Shoulder stellt im klinischen Alltag oft eine Herausforderung dar, selbst für den erfahrenen Schulterchirurgen. Sie wird oft übersehen und deshalb falsch therapiert, was zur Verschlimmerung der Beschwerden führen kann. Trotz intensiver Forschung zu Ätiologie und Pathogenese ist vieles noch ungeklärt. Die Therapie ist immer individuell stadienabhängig und erfordert neben Geduld auch Verständnis von Arzt und Patient.

Kernaussagen
  • Die Schultersteife (Frozen Shoulder) ist eine sehr eigenwillige und vielfältige Erkrankung, sowohl das Erscheinungsbild (vor allem in der Frühphase), aber auch den Verlauf und die Therapie betreffend. Hinweisgebend kann sein, dass fast immer zuerst der Schmerz auftritt und die Bewegungseinschränkungen erst im Verlauf. Selbst erfahrenen Schulterchirurgen fällt korrekte Diagnose manchmal schwer, oder sie stellen sie erst verspätet. Bei jedem Patienten mit Schulterschmerzen sollte also an die Differenzialdiagnose einer Schultersteife gedacht werden.

  • Meist lässt sich die korrekte Diagnose nur nach Ausschluss anderer Ursachen sowie nach Eintreten der eigentlichen Gelenksteife stellen. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Schultersteife initial Physiotherapie mit intensiver Beübung kontraindiziert ist. Insofern sollte immer erst die Diagnose gesichert sein, bevor stadiengerecht therapiert wird.

  • Der zeitliche Gesamtverlauf der Erkrankung und der einzelnen Stadien kann sehr stark variieren, ebenso das Ausmaß der Einsteifung und die Stärke der Schmerzen. Die große Herausforderung für den behandelnden Arzt besteht deshalb darin, dem Stadium entsprechend mit dem Patienten zusammen die passende Therapie zu finden.

  • Ein wesentlicher Faktor zum Therapieerfolg ist, dem Patienten vor allem am Anfang die Erkrankung, deren stadienhaften Verlauf und den grundsätzlich gutartigen Charakter der Erkrankung zu erklären sowie den Zusammenhang zwischen Schmerz und inflammatorischer Kapsulitis. Dieses Verständnis ermöglicht es dem Patienten, die vor allem in Phase 1 erforderliche, konsequente Schmerzvermeidung auch im Alltag umzusetzen.

  • Die operative Therapie mit arthroskopischer Arthrolyse ist ein herausfordernder Eingriff und sollte von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden, um Gelenkschäden vor allem am Knorpel und N. axillaris, zu vermeiden. Die im Artikel beschriebene Reihenfolge der einzelnen Schritte erleichtert das operative Vorgehen enorm.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. März 2025

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