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DOI: 10.1055/a-2353-5555
Research
Laufbedingte Überlastungsverletzungen
Hüftgelenk- und Rumpfübungen zur Prävention bei erwachsenen Laufanfänger*innen
Laufen als Freizeitaktivität erfreut sich in vielen Ländern großer Beliebtheit. Es bietet zahlreiche gesundheitliche und fitnessbezogene Vorteile, birgt jedoch auch ein erhöhtes Risiko für Verletzungen. Die Verletzungsraten beim Laufen variieren stark und können zwischen 2,5 und 33 Verletzungen pro 1000 Stunden Laufexposition liegen. Insbesondere Unerfahrene sind einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt als erfahrene Läufer*innen. Laufbedingte Verletzungen sind oft langwierig. Sie beeinträchtigen die Teilnahme bei anderen sportlichen Aktivitäten, können zu Ausfallzeiten im Beruf führen und erhöhen letztlich auch allgemein die Gesundheitskosten. Nicht selten geben Laufanfänger*innen das Laufen aufgrund dieser Verletzungen vorzeitig auf und verzichten damit auf die körperlichen und mentalen Vorteile regelmäßigen Laufens.
Diese dreiarmige randomisierte klinische Studie untersuchte deshalb die Effektivität von Übungsinterventionen zur Prävention von Verletzungen der unteren Extremität bei erwachsenen Laufanfänger*innen. Unerfahrene Jogger*innen wurden per Zufall entweder einer Hüftgelenks- und Rumpfgruppe (n = 108), einer Sprunggelenks- und Fußgruppe (n = 111) oder einer Kontrollgruppe (n = 106) (Dehnübungen) zugeteilt. Die Gruppen wurden physiotherapeutisch betreut und absolvierten dasselbe Laufprogramm. Verletzungen und Laufexposition wurden mit wöchentlichen Fragebögen während der 24-wöchigen Studie erfasst. Primäres Outcome waren laufbedingte Überlastungsverletzungen der unteren Extremität.
Jede Trainingseinheit begann mit einem 5-minütigen allgemeinen Aufwärmen, das Laufübungen umfasste. Das Aufwärmen fand drinnen mit Hallenschuhen statt und war in allen 3 Studiengruppen gleich. Nach dem Aufwärmen absolvierten die Gruppen ihr zugewiesenes Programm, das entweder aus 8 Kräftigungs- und neuromuskulären Kontrollübungen für die Hüftgelenks- und Rumpfmuskulatur, 8 Übungen für die Sprunggelenk- und Fußmuskulatur oder 8 statischen Dehnübungen bestand. Die Bestandteile der beiden Interventionsprogramme basierten auf gängigen physiotherapeutischen Übungen wie zum Beispiel Bridging oder Rumpfstabilisation im Stand ([ Abb. 1 ]). Die Interventionsdauer betrug jeweils 20–35 Minuten. Nach dem Interventionsprogramm absolvierten die Gruppen ihr Lauftraining im Freien (jeweils 30–75 Minuten).
In der Gruppe, die sich beim Üben auf das Hüftgelenk und den Rumpf konzentrierte, war die Häufigkeit von Verletzungen der unteren Extremität im Vergleich zur Kontrollgruppe geringer. Die durchschnittliche wöchentliche Prävalenz von Überlastungsverletzungen lag hier um 39 % niedriger, während die Prävalenz schwerwiegenderer Überlastungsverletzungen um 52 % niedriger war als in der Kontrollgruppe. Hingegen zeigte sich zwischen der Gruppe, die sich auf Sprunggelenk und Fuß konzentrierte, und der Kontrollgruppe kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit von Überlastungsverletzungen. Interessanterweise wurde sogar eine erhöhte Inzidenz akuter Verletzungen in der Sprunggelenk- und Fußgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachtet.
Ein physiotherapeutisch geleitetes Gruppenprogramm zur Stärkung der Hüft- und Rumpfmuskulatur erwies sich als wirksam bei der Prävention von Überlastungsverletzungen der unteren Extremität bei erwachsenen Laufanfänger*innen. Die Teilnehmenden trainierten zweimal wöchentlich in organisierten Laufgruppen, wobei Intervention und Lauftraining direkt hintereinander durchgeführt wurden. Ob ähnliche Effekte erzielt werden, wenn die Übungen und das Lauftraining nicht direkt nacheinander stattfinden, ist unklar. Das Programm zur Stärkung der Sprunggelenk- und Fußmuskulatur war nicht effektiver als das Dehnprogramm, schützte aber offensichtlich weniger vor akuten Verletzungen als die anderen beiden Programme.
Design: Dreiarmige, randomisierte kontrollierte Studie
Teilnehmer: 245 weibliche, 80 männliche unerfahrene finnische erwachsene Laufanfänger*innen
Parameter: Laufbedingte Überlastungsverletzungen der unteren Extremität
Resultate: Hüftgelenks- und Rumpfkraftübungen reduzierten Verletzungen; Sprunggelenks- und Fußübungen hatten keinen Effekt und führten zu mehr akuten Verletzungen.
Katrin Veit
Leppänen M, Viiala J, Kaikkonen P et al. Hip and core exercise programme prevents running-related overuse injuries in adult novice recreational runners: A three-arm randomised controlled trial (Run RCT). Br J Sports Med 2024. DOI: 10.1136/bjsports-2023–107926
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
20. September 2024
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