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DOI: 10.1055/a-2355-2586
Die GPT antwortet

Wir haben gelesen, wie gesund Papayakerne sind. Ich habe 2–3 Monate pro Tag 30 Papayakerne zu mir genommen. Jetzt mache ich mir Gedanken, ob ich dadurch eine irreversible Motilitätsstörung des Darms verursacht habe, da ich den ganzen Tag über leichte Bauchschmerzen habe. Welcher Verzehr von Papayakernen, in Abhängigkeit vom Körpergewicht, ist unbedenklich, sodass keine irreversiblen Schäden am Darm entstehen?
Prinzipiell werden zerstoßene Papaya-Samen durchaus in der afrikanischen traditionellen Medizin gegen Wurmbefall angewandt. Die Wirkung ist wahrscheinlich auf die aus den Samen gebildeten Isothiocyanate zurückzuführen. Systematische Untersuchungen zur Toxizität am Menschen liegen unseres Wissens nicht vor. Tierexperimentelle Studien geben im subchronischen Bereich bei hohen Isothiocyanat-haltigen Dosen relevante Organschäden an.
Zusätzlich enthalten die Samen ([Abb. 1]) auch geringe Mengen an cyanogenen Glykosiden, die Blausäure (HCN) freisetzen. Die entstehenden HCN-Mengen sollten nicht besonders hoch sein, aber die Tatsache, dass überhaupt Blausäure freigesetzt wird, verbietet einen längeren Einsatz der Samen. Wir denken, es ist nicht sinnvoll, den Organismus längere Zeit mit hohen Dosen der Isothiocyanate (Senföle) zu belasten. Den von Ihnen beschriebenen Verzehr von 30 Samen über einen längeren Zeitraum bewerten wir als kritisch und würden dringend von einem solchen Gebrauch abraten. Zudem enthalten die Samen auch noch weitere Stoffe.


Wir fragen uns, aus welchem Grund Sie diese recht hohen Dosen an Samen verwenden. Gegen intestinalen Wurmbefall in Mitteleuropa stehen sehr wirksame und gut verträgliche Arzneimittel zur Verfügung, die sicherer sind als eine solche Therapie mit Papaya-Samen.
Ich bin auf der Suche nach Schwarznesselkraut und meine Apotheke kann mir nicht helfen. Ist die Schwarznessel das gleiche wie die Taubnesseln im Wald? Ich bräuchte die Blätter davon zur Entgiftung des Körpers als Tee.
Schwarznesselkraut (Herba Ballotae nigra, abzugrenzen von der Taubnessel aus der Gattung Lamium, ebenfalls Lamiaceae) aus der Familie der Lippenblütler wird volksmedizinisch bei krampfartigen Beschwerden des GI-Traktes, bei klimakterischen Beschwerden, zur Steigerung des Gallenflusses und bei Wurmbefall eingesetzt. Wegen des unangenehmen Geschmackes („Stunknessel“) ist die Droge eher selten verbreitet. Die Wirksamkeit der Droge ist nach den gültigen Kriterien für Arzneimittelprüfungen für die beanspruchten Indikationen nicht belegt. Mögliche Herzwirkungen sind aus präklinischen Untersuchungen dokumentiert. Blutdruckabfall und Bradykardie haben sich im Tierversuch gezeigt.
Die Anwendung zur „Entgiftung des Körpers“ ist wissenschaftlich und rational nicht sinnvoll. Eine Entgiftung des Körpers kann nur über Dialyse, Blutaustausch oder andere Notfallmaßnahmen getroffen werden. Die Leber des Menschen eliminiert im physiologischen Normalfall Giftstoffe ausgezeichnet. Insofern ist die Entgiftung/Blutreinigung durch pflanzliche Medikamente nicht sinnvoll und auch nicht möglich.
Das Pflanzenmaterial kann über alle öffentlichen Apotheken bezogen werden.
Ich bin Internistin in Weiterbildung kurz vor der Facharztprüfung zur Intensivmedizinerin. Speziell interessiere ich mich für eine ärztliche Fortbildung zur Aromatherapeutin mit Schwerpunkt Intensivmedizin. Dazu fand ich Adäquates nur im österreichischen Raum. Können Sie mir eine Empfehlung zur entsprechenden Ausbildung in Deutschland geben?
Leider gibt es hier in Deutschland unseres Wissens keine speziellen Angebote für Ärzte – insbesondere Intensivmediziner – bezüglich Aromatherapie. Klinikleitungen sehen dies – wenn überhaupt – derzeit als Aufgabenbereich der Pflege an. Allerdings bietet die Gesellschaft für Phytotherapie eine allgemeine phytotherapeutische Fortbildung zur Phytotherapie an und innerhalb des Moduls 3 wird auch das Thema Aromatherapie vorgestellt. Zusätzlich steht für GPT-Mitglieder die Vortragssession über dieses Thema vom 13.11.24 als Podcast („GPT am Mittwoch“) zur Verfügung (https://phytotherapie.de/de).
Ich habe von einer Ärztin nachstehende Informationen bekommen: Digitalis zirkuliert zu 99% an Eiweiß gebunden im Körper, d. h. der freie Wirkstoff beträgt nur 1% des eingenommenen Medikamentes. Weißdorn konkurriert um die gleichen Eiweiß-Bindungsstellen im Blut und verdrängt bei manchen Menschen das Digitalis aus der Bindung, zwar nur in geringem Maß, aber da Digitalis einen sehr kleinen Spielraum hat, bis es toxisch wirkt, kann das schon reichen. Wenn plötzlich 2% statt 1% zur Verfügung stehen und dann evtl. die Patientin auch noch eine kleine alte Dame mit Leber- und Nierenschwäche ist, kann sie ganz schnell mal wunderlich werden und die Welt durch einen gelben Schleier sehen (gelbstichiges Sehen ist eine NW von überdosiertem Digitalis). Können Sie das bestätigen? Gibt es Studien dazu? Ich finde in keinem meiner Bücher eine Bestätigung dafür.
Droge |
dermatologische Wirkung |
---|---|
Arnikablüten |
antiinflammatorisch |
Ringelblumenblüten |
beruhigend, antiinflammatorisch, reizlindernd |
Hamamelisblätter/-rinde |
adstringierend, nicht allergen |
Johanniskrautöl |
antiseptisch, adstringierend |
Kamillenblütenöl |
antiinflammatorisch |
Eichenrinde |
adstringierend |
Frauenmantelkraut |
adstringierend |
Myrrhentinktur |
adstringierend |
Tormentillwurzelstock |
adstringierend |
Bittersüßstängel (Solanum dulcamara) |
antiinflammatorisch |
Linolensäurereiche fette Öle (Borretschöl, Nachtkerzenöl, äußerlich und innerlich) |
antiinflammatorisch, juckreizlindernd |
Aus der Literatur gehen nach momentanem Stand des Wissens keine Angaben zu einer pharmakokinetischen Interaktion hervor. Dies wurde auch in einer kleinen Humanstudie belegt (Tankanow et al. J Clin Pharmacol 2003; 43: 637–642; https://doi.org/10.1177/0091270003253417). Diese Studie zur Interaktion von Digitalis und Weißdorn wurde mit klinischen Standarddosen durchgeführt und zeigte den erwähnten Mechanismus nicht. Pharmakodynamische Interaktionen am isolierten Kardiomyozyten-System wären denkbar, die diesbezüglichen Untersuchungen sind aber mehr als zweifelhaft.
Haben Sie eine Zusammenstellung zu phytotherapeutischen Ansätzen bei Hauterkrankungen (mit Autoimmun-Komponente – also Neurodermitis) im Archiv und könnte mir Ihre Gesellschaft diese zur Verfügung stellen?
Folgende Drogen könnten Verwendung finden [Tab. 1].
Die Zeitschrift „Landapotheke“ hat Herbstzeitlose und Maiglöckchen mit der gleichen Giftigkeitsstufe 3 versehen. Die Herbstzeitlose ist beim Verzehr von wenigen Blättern bereits tödlich, beim Maiglöckchen jedoch nicht. Das ist mein Wissen und es gibt beim Maiglöckchen auch ein Gegenmittel. Trotzdem die gleiche Giftigkeitsstufe?
Ersuche um Info, ob die Gleichstellung der Giftigkeit nach wissenschaftlichen Erkenntnissen legitim ist und ab welcher Menge das Maiglöckchen tödlich ist.
Bei der Herbstzeitlose gelten alle Pflanzenteile als giftig, besonders Knolle und Samen. Von den Samen gelten 5 g (ca. 20 mg Colchicin) für einen Erwachsenen und 1,2–1,5 g (ca. 5 mg Colchicin) für ein Kind als tödlich.
Für Maiglöckchen finden sich keine exakten Angaben, meistens werden die Beeren geschluckt. Quantitative Daten sind nach unserer Recherche nicht dokumentiert. Die Giftnotzentrale für Kinder an der Uni Bonn gibt an, dass eine Entgiftung von Maiglöckchen ab einem Verzehr von 5 Beerenfrüchten erforderlich wird. Sehr häufig wird das aufgenommene Pflanzengut durch die vorhandenen Saponine recht schnell wieder erbrochen. Die Toxizität beider Drogen wird auch aus unserer Sicht als gleichwertig angesehen.
Gesellschaft für Phytotherapie
Publication History
Article published online:
27 February 2025
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