NOTARZT 2024; 40(06): 332-338
DOI: 10.1055/a-2359-8799
Zusatzweiterbildung Notfallmedizin

Hypo- und Hyperglykämische Notfälle

Hypoglycemic and Hyperglycemic Critical Events
Lars Tizek
,
Malte Issleib

Blutzuckerstörungen sind eine häufige Arbeitsdiagnose in der präklinischen Notfallmedizin. Bei jeder Vigilanzstörung muss eine rasche Blutzuckermessung durchgeführt werden. Sowohl Hypo- als auch Hyperglykämien können lebensbedrohlich sein. Meist sind Patienten mit Diabetes mellitus davon betroffen. Pathophysiologische Kenntnisse über die Mechanismen der Glukoseentgleisung sowie Kenntnisse über die wachsende Anzahl von Diabetesmedikamenten sind in der Notfallmedizin unerlässlich.

Abstract

Blood glucose disorders are a common diagnosis in prehospital emergency medicine. Blood glucose should be measured promptly in all cases of impaired consciousness. Both hypo- and hyperglycemia can be life-threatening. In the vast majority of cases, patients with congenital or acquired diabetes mellitus are affected by substantial abnormalities in glucose regulation. Understanding the pathophysiology of hypoglycemia and hyperglycemia in the context of the underlying disease, as well as being familiar with the increasing number of medications used to treat diabetes mellitus, is essential in emergency medicine.

Kernaussagen
  • Die Hypoglykämie, die DKA und das HHS sind häufige Komplikationen bei Patienten mit Diabetes mellitus. Eine schnelle, konsequente und leitliniengerechte Therapie dieser Stoffwechselstörungen ist wichtig, da sie potenziell lebensbedrohlich sein können.

  • Bei jeder Störung der Vigilanz muss eine zeitnahe Bestimmung des Blutzuckerwerts durchgeführt werden.

  • Die Diagnose der Hypoglykämie basiert auf der Whipple-Trias: hypoglykämische Symptomatik, niedriger Blutglukosewert, rasche Besserung der Symptomatik nach Anheben des Blutglukosespiegels.

  • Die Behandlung der Hypoglykämie erfolgt durch die Verabreichung von Kohlenhydraten. Dabei variiert die Dosierung und Art der Anwendung je nach Schweregrad der Hypoglykämie.

  • Bei schwerer Hypoglykämie sollen Erwachsene einen Bolus von 20 g Glukose verabreicht bekommen. Bei Kindern und Jugendlichen wird ein Bolus von 0,2–0,3 g Glukose pro kgKG empfohlen.

  • Bei der DKA und dem HHS stellt die Flüssigkeitsgabe präklinisch die wichtigste therapeutische Maßnahme dar.

  • Zur Vermeidung von Therapiekomplikationen sollte ohne Kenntnisse des Säure-Basen-und Elektrolythaushalts keine Gabe von Insulin, Kalium oder Bikarbonat bei der DKA und dem HHS erfolgen.



Publication History

Article published online:
25 November 2024

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