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DOI: 10.1055/a-2375-1826
Anorektale Notfälle

„Blickdiagnose“ – ein Wort, dass man schon im Studium im Rahmen des klinischen Unterrichts in vielen Fächern häufig zu hören bekam. Meist dachte man sich dann: für Sie vielleicht! In der Proktologie geht es auch oft um Blickdiagnosen. Gerade im Bereich der Akutpathologien allerdings um welche, die man schnell und gut lernen kann. Und nicht nur das: In vielen Fällen kann mit überschaubaren Maßnahmen oft zügig Abhilfe geschaffen werden.
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Die vordringlichen Leitsymptome bei akuten Pathologien im Analbereich sind Schmerzen und Blutung.
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Kleinste Veränderungen im Analbereich (beispielsweise Fissur) können in der sensiblen Region stärkste Beschwerden verursachen.
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In vielen Fällen gelingt die Diagnose durch Anamnese und klinische Untersuchung ohne weitere apparative Diagnostik.
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Die häufigsten Vorstellungsgründe mit analen Beschwerden in der Notaufnahme sind: Abszess, Analfissur, Perianalvenenthrombose und kompliziertes Hämorrhoidalleiden (thrombosiert oder blutend).
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Die Therapie proktologischer Erkrankungen erfolgt sehr differenziert (konservativ versus operativ). Falsche Indikationsstellungen (beispielsweise sofortige operative Maßnahmen bei bestimmten Konstellationen des Hämorrhoidalprolaps) können unter Umständen mehr Schaden anrichten als von Nutzen sein.
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In der Akutsituation (insbesondere in Notfallambulanzen) ist es vordringlich wichtig, solche Veränderungen zu erkennen, die einer zeitnahen (z.B. unkomplizierter oberflächlicher Abszess) oder auch sofortigen (z.B. Gangrän) Therapie bedürfen.
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Mit perianalen Verletzungen sieht man sich glücklicherweise selten konfrontiert. Diese stellen jedoch im Falle eines Auftretens dann meist individuelle Sonderfälle dar und sollten sehr genau (inkl. Ausschluss einer Darmbeteiligung) abgeklärt werden.
Publication History
Article published online:
08 April 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
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