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DOI: 10.1055/a-2380-1628
Für Sie gelesen: Aktuelle Studien
Wangel AM, Persson K, Duerlund S etal. The Core Elements of Psychiatric and Mental Health Nursing: Time, Honest Engagement, Therapeutic Relations, Professional Nursing and Lifetime-Perspective. Issues in Mental Health Nursing 2024; 45 (4): 399–408. doi: 10.1080/01612840.2024.2305934
Hintergrund: Eine umfassende Definition, die die psychiatrische Pflege in all ihren Dimensionen abbildet, gilt seit Jahrzehnten als Herausforderung. Ziel der vorliegenden Metasynthese war es, eine theoretische Rahmung der psychiatrischen Pflege zu generieren, aus der weitere Modelle entwickelt, identifiziert und zusammengefasst werden können. Leitende Fragestellungen waren: Was macht das Berufsbild der psychiatrischen Pflege aus? Welche Elemente sind wesentlich, um die Bedürfnisse von Patienten im Rahmen der psychiatrischen Pflege zu erfüllen?
Methode: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Pubmed und CINAHL durchgeführt. Ausgewertet wurden Forschungsarbeiten, die auf der Methodik der Grounded Theory (GT) beruhen und den Kontext der psychiatrischen Pflege fokussieren. Aus 609 identifizierten Datensätzen wurden acht GT-Studien in eine qualitative Metaanalyse eingeschlossen, die eine Theorie oder ein Modell der psychiatrischen Pflege vorstellen. Die Studien wurden einer Volltextanalyse und einer Bewertung anhand der „Guideline for Reporting and Evaluating Grounded Theory Research Studies“ (GUREGT) unterzogen. Es schloss sich ein dynamischer, dreistufiger Analyseprozess an, der zur Identifizierung von Erst- und Zweitthemen sowie Themen dritter Ordnung führte.
Ergebnisse: Fünf Themen der dritten Ordnung werden als Kernelemente der psychiatrischen Pflege beschrieben und zu einem Modell zusammengefasst: 1. ehrliches Engagement; 2. therapeutische Beziehungen; 3. professionelle Pflege; 4. Lebensperspektive, die sich aus der Lebensgeschichte des Patienten ergibt; 5. Zeit. Der Faktor Zeit ist in dem Modell von wesentlicher Bedeutung. Die anderen vier Elemente werden von der Zeit sozusagen umhüllt und können damit nur existieren, wenn ausreichend Zeit gegeben ist.
Fazit: Zeit wird von den Autoren als ein wesentlicher Faktor der psychiatrischen Pflege betrachtet: Sie wird benötigt, um eine Beziehung mit ehrlichem Engagement aufzubauen. Zudem ist sie wichtig, um eine therapeutische Beziehung, die auf Vertrauen, Empathie und Hoffnung basiert, zu gestalten, die die Lebensperspektive des Patienten in den Mittelpunkt rückt. Aufgaben im Rahmen des Medikamentenmanagements betrachten die Autoren – im Vergleich zu den beschriebenen Kernelementen – als nachgeordnet.
Gitte Herwig
Lindekilde CR, Pedersen ML, Birkeland SF et al. Mental health patients’ preferences regarding restrictive interventions: An integrative review. Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing 2024 May 2. doi: 10.1111/jpm.13057. Online ahead of print.
Hintergrund: Restriktive Interventionen (RI) werden länderübergreifend kritisch betrachtet. In der Literatur werden sie einhellig als Verletzung sowohl der Rechte als auch der Autonomie der Patienten dargelegt – mit oft schwerwiegenden physischen und psychischen Folgen für Patienten. Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass bei der Anwendung von RI die jeweils am wenigsten restriktive Maßnahme zu wählen ist (least restrictive alternative = LRA). Es liegen nur wenig Forschungsarbeiten vor, die die Perspektive der Patienten in Bezug auf LRA berücksichtigen, das heißt welche RI die Patienten als am geringsten einschränkend erleben oder welche RI bevorzugt wird. Das Ziel der Übersichtsarbeit war daher, die internationale Forschungsliteratur auf die Präferenzen von Patienten mit psychischen Erkrankungen hinsichtlich der Anwendung von RI systematisch zu untersuchen.
Methode: Es wurde eine integrative Übersichtsarbeit durchgeführt. Mit festgelegten Suchbegriffen wurde unter anderem in den Datenbanken Embase, PsycINFO und CINAHL gesucht und darüber hinaus eine bestimmte Form der Ahnensuche genutzt. Es wurden Studien berücksichtigt, die über die Präferenzen von Patienten in Bezug auf RI bei der Aufnahme in ein psychiatrisches Krankenhaus berichten. Nach der Identifikation und dem Screening-Verfahren wurden 30 quantitative (n = 21) und qualitative (n = 9) Studien weiterführend überprüft. Insgesamt belief sich die Anzahl der Studienteilnehmer auf 5305 Patienten. Die Studien stammten aus 13 Ländern, insbesondere aus UK (n = 6), Deutschland (n = 5) und den USA (n = 4).
Ergebnisse: In der thematischen Analyse konnten 60 konzeptionelle Komponenten festgestellt werden, die zur Untersuchung der RI-Präferenzen der Patienten verwendet und in fünf Kategorien gegliedert wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patienten eher Beobachtung und Kontakt durch das Personal als mechanische Fixierung, Isolierung, manuelle Einschränkung der Bewegungsfreiheit (durch Festhalten des Personals) und Zwangsmedikation bevorzugen. Die Fixierung scheint die am wenigsten bevorzugte Maßnahme zu sein. Weitere Faktoren, wie eine wohnliche Gestaltung des Isolationsraums oder die Kommunikation mit dem Personal, scheinen die Maßnahmen weniger restriktiv und einschneidend auf die Patienten wirken zu lassen.
Fazit: Der derzeitige Forschungsstand lässt noch keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Präferenzen von Patienten in Bezug auf RI zu – die Messung ist schwierig und komplex. Empfohlen werden die Entwicklung einer einheitlichen Definition von RI, weiterführende Untersuchungen zum Phänomen der LRA und der Einbezug von Dienstleistungsnutzern in Forschungsarbeiten über RI.
Gitte Herwig
Publication History
Article published online:
25 November 2024
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