Journal Club AINS 2024; 13(04): 220-221
DOI: 10.1055/a-2409-5465
Journal Club

Sollte ein mikrobiologischer Erregernachweis an zentralvenösen Kathetern antiinfektiv behandelt werden?

Mehr als 50 % aller Patienten auf einer Intensivstation haben zentrale intravaskuläre und arterielle Zugänge. Das hiermit assoziierte adjustierte Risiko für eine Blutstrominfektion schwankt je nach Daten und Ländern zwischen 0,87–4,82 Infektionen pro 1000 Kathetertage. Blutstrominfektionen erhöhten die Mortalität und verlängern die Intensivverweildauer um durchschnittlich 15 Tage.

Fazit

Das Ergebnis ist beeindruckend und doch auch plausibel. Die antiinfektive Behandlung einer mikrobiell positiven ZVK/Gefäßkatheterkultur ist als Konklusion dieser Studie nicht sinnvoll. Viel entscheidender ist die klinische Situation und der Nachweis einer Bakteriämie/Blutstrominfektion über positive Blutkulturen. Damit können wir als Kliniker – glaube ich – gut leben. Infektiologisch kritisch ist die Verallgemeinerung der Aussage für einen Staphylococcus-aureus- und/oder Candida-Nachweis – hier räumen die Autoren der Studie auch die Möglichkeit ein, nicht genügend Fälle für eine Schlussfolgerung in ihrer Studie zu haben.

Es bleibt also weiterhin spannend: Nicht nervös werden, bei fragwürdigen Befunden an Kathetern; Obacht bei S.-aureus- und Candida-Nachweis und lieber einmal zu viel als zu wenig einen Infektiologen fragen – der hat in der Regel den Durchblick!



Publication History

Article published online:
05 December 2024

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