Zusammenfassung
Hintergrund Das diabetische Makulaödem (DMÖ) ist mit einem relevanten Visusverlust assoziiert.
Den aktuellen Goldstandard zur Behandlung dieser Erkrankung stellen intravitreale
Injektionen mit einem VEGF-Inhibitor dar, die Zweitlinientherapie eine Behandlung
mit intravitrealen Steroiden. Diese Therapie wurde in großen randomisierten Studien
bereits umfangreich untersucht. In dieser Arbeit sollen die Patientinnen und Patienten
sowie die Therapiemöglichkeiten in einem Real-World-Setting evaluiert werden.
Material und Methoden Es wurden Daten von 176 Augen von 114 Patienten der Augenklinik des Universitätsklinikums
Marburg, die im Jahr 2018 mindestens eine intravitreale Injektion bei der Diagnose
DMÖ erhalten haben, retrospektiv ausgewertet. Untersucht wurden dabei demografische
Charakteristika, Vorbehandlung, durchgeführte Therapien sowie die Entwicklung des
Visus und die der zentralen Netzhautdicke. Mithilfe multipler linearer Regressionsanalysen
wurde der Einfluss der verschiedenen Variablen auf die abhängigen Variablen Visusänderung
(logMAR), Netzhautdickenänderung (µm) sowie Injektionsanzahl untersucht. Dabei wurden
ebenso die Einflüsse der Variablen untereinander berücksichtigt.
Ergebnisse Patienten waren durchschnittlich 64,45 ± 13,79 Jahre alt und überwiegend männlich
(61,93%). Mit 71,59% war ein Großteil bereits bez. des DMÖs vorbehandelt. Der Ausgangsvisus
lag bei durchschnittlich 0,42 logMAR ± 0,34, der Ausgangswert der zentralen Netzhautdicke
bei 369,1 µm ± 118,81. Im beobachteten Zeitraum wurden insgesamt 688 intravitreale
Injektionen verabreicht, pro Auge durchschnittlich 3,91 ± 2,22. Es zeigte sich eine
durchschnittliche Visusverbesserung um 0,04 logMAR ± 0,18, wobei Augen mit einem schlechteren
Ausgangsvisus eine stärkere Visuszunahme verzeichneten. Bezüglich des CRT-Wertes kam
es zu einer durchschnittlichen Reduktion um 44,54 µm ± 133,95. Augen mit einem höheren
Ausgangswert zeigten eine stärkere Reduktion. In den Regressionsanalysen konnte außerdem
erstmalig gezeigt werden, dass bereits vorbehandelte Augen weiterhin vermehrt Injektionen
benötigen könnten.
Fazit In dieser Arbeit konnte die Behandlungsrealität des DMÖs in einem deutschen Universitätsklinikum
detailliert dargestellt werden. Es konnte aufgezeigt werden, welche Unterschiede zu
RCTs existieren und was das Patientenkollektiv charakterisiert.
Schlüsselwörter
Retina - diabetisches Makulaödem - IVOMs - Pharmakologie