Nervenheilkunde 2025; 44(01/02): 3-5
DOI: 10.1055/a-2419-3373
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Neurologie meets Psychiatrie: Die Macht der mentalen Gesundheit

Anja Borchers
Stuttgart
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Liebe Leserinnen und Leser,

ich möchte Ihnen alles Gute für das neue Jahr wünschen! Möge es Ihnen Gesundheit, Glück und viele positive Erfahrungen bringen. In dieser Zeit des Wandels und der Neuanfänge ist es wichtig, sich auch mal auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren und die eigene mentale sowie körperliche Gesundheit zu fördern. Um mentale und körperliche Gesundheit geht es auch in dieser ersten Ausgabe der Nervenheilkunde im 44. Jahrgang.

Die Zusammenarbeit zwischen Neurologen und Psychiatern ist essenziell, um eine umfassende Versorgung für Patienten zu gewährleisten. Ärzte dieser Fachrichtungen arbeiten oft Hand in Hand, um individuelle Behandlungspläne zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Patienten abgestimmt sind. Die ganzheitliche Betrachtung von Körper und Geist ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapie. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, das Bewusstsein für neurologische und psychiatrische Themen zu stärken und den Austausch zwischen den verschiedenen medizinischen Disziplinen zu fördern – das ist ein Anliegen der Nervenheilkunde.

Welche Auswirkungen hat das Stresserleben auf die mentale Gesundheit? Dieser Frage gehen Maximilian Kempf und Kollegen in ihrem Beitrag nach. Oft bringen Ärzte Arbeitsstress mit extrinsischen Faktoren, z. B. Arbeitsbedingungen, in Verbindung. Allerdings spielen auch „intrinsische“ Faktoren eine Rolle. Als Marker von intrinsischen Belastungen können frühe maladaptive Schemata herangezogen werden, dazu gehören erworbene, ungünstige emotional kognitive Muster, die das Verhalten in konkreten Situationen steuern können. Ziel der Untersuchung war es, die Ausprägungen dieser Muster bei Ärzten und Psychotherapeuten zu untersuchen und potenzielle Zusammenhänge zum Arbeitsstress darzustellen.

Im nächsten CME-zertifizierten Beitrag geht es um Post-COVID bei jungen Menschen. Oliver Rimkus und Matthias Weisbrod fassen das aktuelle Wissen um Long-COVID und Post-COVID bei Kindern und Adoleszenten hinsichtlich psychischer und kognitiver Symptome zusammen. Die Kenntnis dieser Forschungsergebnisse ist relevant für die Entwicklung von neuen Therapieansätzen und die Autoren appellieren in ihrem Artikel für mehr Verständnis für Long- und Post-COVID-Patienten.

Obwohl pharmakogenetische Testungen (PGx) vor der Medikamenteneinnahme seitens der Zulassungsbehörden empfohlen werden, werden Genotypisierungen nur vereinzelt angeboten und durchgeführt. Der Artikel von Martina Hahn und Koautoren diskutiert die Ergebnisse der FACT-PGx (feasibility, acceptance and clinical utility of PGx testing) Studie. Ziel der Studie war es, Barrieren bei der Implementierung von PGx auf Station einer psychiatrischen Klinik aufzudecken. Dadurch sollte die Möglichkeit geschaffen werden, die flächendeckende Implementierung von PGx schneller voranzubringen.

Die Studie aus der Privat Klinik Meiringen von Cristina Gasser und Jochen Mutschler analysiert die Behandlung von Verhaltenssüchten. Dieses Thema wurde bislang nur wenig klinisch beforscht. Daher werden in dieser Untersuchung die Patientencharakteristika aus den ersten 2 Jahren des Therapiemodells der Privatklinik Meiringen beschrieben sowie Auffälligkeiten und Veränderungen im psychischen Zustand der Patienten statistisch analysiert. Die Ergebnisse geben u. a. einen explorativen Einblick in Eigenheiten der Patientencharakteristika im stationären Setting.

Vasilija Rolfes und Mitarbeiter beschäftigen sich mit den Herausforderungen der Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit bei Patienten mit Demenz. Ein einheitliches Vorgehen bei der Überprüfung von Einwilligungsfähigkeit gibt es nicht. Für eine strukturierte Erfassung am weitesten verbreitet ist das MacArthur Competence Assessment Tool for Treatment (MacCAT-T). Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das MacCAT-T eines der ausgereiftesten Instrumente ist, um die Einwilligungsfähigkeit in der klinischen Praxis unterstützend zu bewerten. Es weist in der Anwendung aber auch einige Schwächen auf.

In der folgenden Übersichtsarbeit von Philip Hahn et al. geht es um Morbus Pompe. Die Diagnose wird durch ein breites Symptomspektrum erschwert. Eine präzise Diagnose erfordert ein hohes Maß an Fachwissen sowie moderne diagnostische Verfahren. Durch Blutuntersuchungen zur Bestimmung des Enzymspiegels und genetische Tests lässt sich die Erkrankung zuverlässig nachweisen. Ein schnelles Handeln ist entscheidend, um den Patienten eine adäquate Behandlung zukommen zu lassen und ihnen so eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. In ihrem Artikel geben die Autoren einen Überblick über die Erkrankung und konzentrieren sich auf die Diagnostik des spätmanifestierenden Typs.

Die Herausgeber und die Redaktion der Nervenheilkunde wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen unserer Auswahl an neurologischen und psychiatrischen Artikeln, die auch immer wieder verdeutlichen möchten, wie wichtig die mentale Gesundheit für die physische Gesundheit ist.

Anja Borchers, Stuttgart



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Article published online:
13 February 2025

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