PSYCH up2date 2024; 18(06): 509-526
DOI: 10.1055/a-2436-2819
Störungsübergreifende Themen und Methoden

Prävention psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter

Katajun Lindenberg
,
Michaela Willhauck-Fojkar

Psychische Störungen zählen weltweit zu den Hauptursachen für verlorene Lebensjahre durch gesundheitliche Einschränkungen [1] und haben meistens ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter [2]. Dadurch erhält die Prävention von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen einen besonderen Stellenwert. Dieser Beitrag fasst die Grundlagen der evidenzbasierten Prävention und Veränderungen nach Inkrafttreten des Präventionsgesetzes zusammen.

Kernaussagen
  • Psychische Störungen haben oft ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter und zählen weltweit zu den Hauptursachen für Lebensjahre mit Behinderung. Daher ist die Prävention dieser Störungen besonders wichtig.

  • Prävention und Schutz der Gesundheit sind im Fünften Sozialgesetzbuch (SGB V § 20) verankert, was sie zu Kernaufgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) macht.

  • Sowohl Psychotherapeut*innen als auch Ärzt*innen sind laut Berufsordnung dazu angehalten, Krankheiten vorzubeugen und Gesundheit zu fördern, was die Prävention psychischer Störungen einschließt. Allerdings fehlen die Rahmenbedingungen, damit diese Berufsgruppen ihrer Verantwortung in der Prävention psychischer Störungen gerecht werden können.

  • Relevante Endpunkte sind Reduktion der Inzidenz, Verhinderung der Symptomprogredienz, Früherkennung durch Screening und Reduktion erster Symptome.

  • Die Grüne Liste Prävention klassifiziert Präventionsprogramme nach Evidenzgrad, Setting, Ansatz und Altersgruppe. Viele Programme basieren auf psychologischen Interventionen.

  • Das Präventionsgesetz von 2015 verpflichtet die GKV zur Finanzierung von Präventionsmaßnahmen und definiert klare Gesundheitsziele. Die GKV betont zugleich die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für Prävention.

  • Der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes legt verbindliche Kriterien für die Förderung von Präventionsmaßnahmen fest.

  • Trotz rechtlicher Grundlagen und evidenzbasierter Programme gibt es eine große Verantwortungsdiffusion und Lücken in der Finanzierung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen, insbesondere in Schulen und Kindertagesstätten. Die Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen als Zielgruppe ist noch unzureichend, ebenso die Berücksichtigung der Prävention psychischer Störungen.



Publication History

Article published online:
18 November 2024

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