Pneumologie 2024; 78(12): 956
DOI: 10.1055/a-2441-4756
Buchbesprechung

Medizinisches Forscherleben zwischen Ost und West

Vor mir liegt die Autobiografie eines Mannes, der sein Leben der Experimentellen Anästhesiologie und Intensivmedizin gewidmet hat: Professor Burkhard Lachmann beschreibt sein Leben, das er dem Ringen um eine wirksame Methode zur Beherrschung des Atemnot-Syndroms gewidmet hat. Das Ziel – durch die Kombination von Surfactant-Forschung und Be-Atmungsoptimierung Menschen mit schwerster Atemnot vor dem Ersticken zu bewahren.

Das Buch beschreibt die Entwicklung des Open-Lung-Systems, das seine Quelle in zunächst tierexperimentellen Versuchen zum Surfactant (von dem heute kaum noch jemand spricht ...) während Lachmanns Tätigkeit am Forschungsinstitut für Lungenkrankheiten und Tuberkulose in Ost-Berlin (Berlin-Buch) hatte und später am Medical Center der Erasmus Universität in Rotterdam weiterentwickelt und in klinischen Situationen erfolgreich angewendet wurde.

Das Buch gibt zugleich kaum bekannte Einblicke in die Forschungspolitik der DDR, die Schwierigkeiten einer Balance zwischen Toleranz gegenüber dem politischen System und den eigenen Interessen nach freier Forschung – und den ungeahnten Problemen nach der Ankunft und Tätigkeit im Westen. Das Werk gewährt intime Einblicke in einen unglaublichen Einsatz für das gesteckte Lebensziel und die Probleme bei der Umsetzung „gesehener“, also glaubwürdiger Erfolge in der Beatmungsmedizin.

Dieses Buch wird sich als Klassiker erweisen, wenn man an Hintergründen und Quellen von Fehlern und möglichen Fortschritten in der Beatmungsmedizin des Atemnotsyndroms interessiert ist. Wenn auch nach fünf Jahrzehnten Forschung (bereits 1972 wurde von Lachmann das erfolgreiche „Duo“ Surfactant-Gabe plus Beatmung beschrieben) noch immer kein wesentlicher Fortschritt in der Beherrschung des akuten Atemnot-Syndroms erkennbar ist – so findet der Leser hier eine Erklärung für diesen misslichen Tatbestand.

In dieses ungewöhnliche Buch sollte jeder Intensivmediziner und Anästhesist hineinschauen; er wird die ihm anvertrauten Patienten vermutlich besser behandeln können.

Karl-Christian Bergmann, Berlin



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Article published online:
13 December 2024

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