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DOI: 10.1055/a-2463-1747
Kommentar

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich, insbesondere zum damaligen Studienzeitraum (Januar 2019 bis Dezember 2020), um eine klinisch sehr wichtige Arbeit. Vor dem Hintergrund des Nebenwirkungsprofils von Fluorchinolonen, der Kollateralschäden und der weltweit steigenden antimikrobiellen Resistenzraten, die eine Bedrohung des Gesundheitswesens darstellen, ist das Einsparen dieser Antibiotikagruppe essentiell. Aus diesen Gründen gab die EMA (European Medicines Agency) im März 2019 auch strickte Regularien für den Gebrauch von Fluorchinolonen heraus [1].
Hervorzuheben ist weiterhin, dass sich die Autoren sehr stringent an die Definitionen von Harnwegsinfektionen laut der EAU (European Association of Urology) Leitlinie gehalten haben. Dies steht im Kontrast zu vielen anderen Untersuchungen zu infektiösen Komplikationen urologischer Interventionen. Als Beispiel sei hier die systematische Übersichtsarbeit von Falkensammer et al. zur antimikrobiellen Prophylaxe bei der roboter-assistierten radikalen Prostatektomie (RALP) genannt, die zeigen konnte, dass die acht inkludierten Studien mitunter sehr unterschiedliche Definitionen von infektiösen Komplikationen verwendet haben. Konsequenterweise schlussfolgerten die Autoren: Es werden einheitliche Kriterien für die Messung infektiöser Komplikationen und antibiotikabedingter Nebenwirkungen benötigt, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse und Leitlinien für die antimikrobielle Prophylaxe bei RALP zu gewährleisten [2]. Allerdings gilt dieser Fakt für alle infektiologischen Untersuchungen, denn es werden klare Definitionen, insbesondere auch Harnwegsinfektionen, benötigt um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten und Evidenz herstellen zu können [3].
Kritisch zu diskutieren sind aber die methodischen Schwächen der vorliegenden Studie von Bovo et al., so handelt es sich um eine retrospektive Analyse und die drei Arme der Studie sind bzgl. der Gruppengröße nicht balanciert. Doch die dringendste Frage, die sich stellt, ist ob diese Studie im Kontext der derzeitigen Datenlage noch aktuell ist. Diese Frage ist leider mit „Nein“ zu beantworten, denn die aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass die transperineale Prostatabiopsie der transrektalen Biopsie in Bezug auf infektiöse Komplikationen deutlich überlegen ist und daher in den Leitlinien der EAU nun als erste Wahl empfohlen wird [4]. Weiterhin erhärten sich die Daten, dass eine transperineale Prostatabiopsie auch ohne antibiotische Prophylaxe auskommen kann. Dies ist aufgrund der beunruhigenden globalen antimikrobiellen Resistenzentwicklung der absolute Vorteil dieses Verfahrens [5]. Probleme bestehen hier hingegen bei der Etablierung des Verfahrens in Lokalanästhesie, im ambulanten Bereich sowie in der adäquaten Vergütung des Mehraufwandes. Dies sind Aspekte, die auch in zukünftigen Studien, adressiert werden sollten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
03. April 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Bonkat G, Pilatz A, Wagenlehner F. Time to Adapt Our Practice? The European Commission Has Restricted the Use of Fluoroquinolones since March 2019. European Urology 2019; 76: 273-275
- 2 Falkensammer E, Erenler E, Bjerklund Johansen TE. et al. Antimicrobial Prophylaxis in Robot-Assisted Laparoscopic Radical Prostatectomy: A Systematic Review. Antibiotics (Basel) 2023; 12: 1744
- 3 Bilsen MP, Conroy SP, Schneeberger C. et al. A reference standard for urinary tract infection research: a multidisciplinary Delphi consensus study. Lancet Infect Dis 2024; 24: e513-e521
- 4 Pilatz A, Stangl F, Kranz J. et al. Transperineal Is the Way To Go. Eur Urol Focus 2024; 6: S2405-4569
- 5 European Antimicrobial Resistance Collaborators. The burden of bacterial antimicrobial resistance in the WHO European region in 2019: a cross-country systematic analysis. Lancet Public Health 2022; 7: e897-e913