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DOI: 10.1055/a-2497-5427
Das Nachwuchsstipendium der GPP – 1 Monat am Department of Community Health and Epidemiology, Dalhousie Medical School

Im Februar 2024 hatte ich die einmalige Möglichkeit eines einmonatigen Forschungsaufenthaltes am Department of Community Health and Epidemiology an der Dalhousie Medical School in Halifax, Kanada in der Arbeitsgruppe von Dr. Sanja Stanojevic. [Abb. 1] Vor der Old Town Clock an der Zitadelle von Halifax


Seit meiner Promotion zu nicht-invasiven diagnostischen Methoden bei Kindern mit Mukoviszidose beschäftige ich mich in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Mirjam Stahl unter anderem mit dem Gasauswaschverfahren (Multiple-Breath Washout) und der Magnetresonanztomographie (MRT) der Lunge, um den Verlauf der frühen Lungenerkrankung und mögliche Risikofaktoren bei Kindern mit CF zu untersuchen. Im Rahmen der TRACK-CF Studie haben wir in der Arbeitsgruppe seit über 10 Jahren Untersuchungen durchgeführt und umfassende longitudinale Daten zu Symptomen, Infektionen und klinischen Parametern von Kindern mit CF gesammelt. Dieses Projekt wurde 2011 an der Universitätsklinik Heidelberg unter der Leitung von Prof. Dr. Mall und Prof. Dr. Stahl initiiert und wird mittlerweile multizentrisch im Deutschen Zentrums für Lungenforschung deutschlandweit realisiert.
Ziel dieser Arbeit war es, den longitudinalen Verlauf und die Entwicklung der frühen CF-Lungenerkrankung mit Hilfe eines umfassenden Datensatzes v.a. mit Fokus auf MBW und MRT zu untersuchen. Hierfür wurden longitudinale Daten von rund 190 Kindern für die Analyse zu Rate gezogen. Das Studienprotokoll inkludiert jährliche MBW und MRT sowie monatliche Telefoninterviews und quartalsweise Ambulanzvorstellungen. Insgesamt flossen in etwa 1100 MBW und 800 MRT Untersuchungen sowie eine Vielzahl klinischer Parameter wie Symptome, Infektion mit pathogenen Erregern oder die Anzahl an pulmonalen Exazerbationen in die Auswertung mit ein.
Die Sensitivität der beiden MBW und MRT Methoden, eine Verschlechterung der morphofunktionalen Parameter zu detektieren sowie pulmonale Exazerbationen sicher zu identifizieren, ist bereits in der Vergangenheit gezeigt worden. Ziel war es nun, beide Methoden parallel in einer größeren Kohorte von Kindern über mehrere Jahre auszuwerten und zu vergleichen. Konkret war auch die Frage, ob eine der Methoden ggf. früher oder gar andere Aspekte der CF-Lungenerkrankung detektiert, um den Einsatz der beiden Methoden zu begründen aber v. a. optimieren zu können. Aufgrund des doch sehr umfangreichen Datensatzes sowie des longitudinalen Verlaufs zweier Methoden mit unterschiedlichen Einflussfaktoren, ist die Auswertung dessen ein anspruchsvolles Unterfangen.
Sanja Stanojevic ist als renommierte Biostatistikerin mit umfangreicher Erfahrung im Bereich der CF-Forschung und der Spezialisierung auf longitudinale und epidemiologische Daten der Lungenforschung eine ideale und ausgesprochen kompetente Referenz. So war ich umso dankbarer, dass sie sich spontan bereit erklärte, mich in ihrer Arbeitsgruppe am Department of Community Health and Epidemiology an der Dalhousie Medical School in Halifax, Kanada aufzunehmen.
Ich bin sehr offen empfangen worden und habe stets viel Unterstützung von Sanja und ihrem Team erfahren. So wurde mir neben der wöchentlichen (und bei Bedarf auch häufigeren) Besprechung mit Sanja auch ein erfahrener Biostatistiker zur Seite gestellt welcher mich mit Rat und Tat unterstützte. Parallel dazu durfte ich Sanjas Vorlesungen und Seminare in Epidemiology und Data Science besuchen. Aufgrund des eher kleinen Teams in Halifax wird dort der Austausch zwischen klinischer Versorgung am Izaak Walton Killam (IWK) Hospital für Children und der Forschungsgruppe von Sanja Stanojevic rege gepflegt. Neben wöchentlichen Fortbildungen im gesamten Team finden zudem Research-Meetings zur Entwicklung neuer Forschungsideen oder ein Austausch über laufende Studien statt. So konnte auch ich zweimal in unterschiedlichem Rahmen unsere bisherigen Arbeiten vorstellen und habe mich über rege Teilnahme und angeregte und konstruktive Diskussionen im Anschluss sehr gefreut. Zudem ergab sich die Möglichkeit, an Sprechstunden der pädiatrische Pneumologie teilzunehmen und Einblicke in die Behandlung und Abläufe von Patienten in der dortigen Klinik zu gewinnen.
Neben der Arbeit hatte ich so die Möglichkeit Halifax im Winter – eine mittelgroße Stadt mit mildem Klima und maritimen Einfluss – kennenzulernen. So hatte ich trotz deutlicher Minusgrade und riesiger Schneemassen zu Beginn meines Aufenthaltes das Glück, auch von dem reichlichen Sonnenschein dieser kanadischen Stadt zu profitieren. Neben etwas Sightseeing, wunderbarer Betreuung und tollen Tipps von Sanja konnte ich so auch gelegentlich während eines Spaziergangs im Park oder einer Joggingtour am Wasser ein wenig mehr von Land und Leuten erfahren. In diesem Rahmen waren sportliche Events wie Lacrosse- oder Eishockey-Spiele sowie ein Ausflug in die kleine, pittoreske Stadt Lunenburg meine Highlights.
Ich habe im Rahmen dieses Aufenthaltes sehr viel mitnehmen dürfen: von einer wirklich herzlichen Begrüßung und einem tollen, offenen Team über die intensive und produktive Arbeit mit Sanjas Arbeitsgruppe bis hin zu den kleinen Eskapaden in den kanadischen Alltag und die Kultur. So möchte ich mich herzlich bei Sanja Stanojevic und ihrem Team für die herzliche und offene Aufnahme bedanken. All dies wäre jedoch auch ohne die Unterstützung und aktive Förderung durch Prof. Dr. Mirjam Stahl und Prof. Dr. Marcus Mall und dem gesamten Team in Berlin nicht möglich gewesen, danke dafür! Und zu guter Letzt sind solche intensiven Aufenthalte vor allem Dank der Unterstützung der Gesellschaft für Pädiatrischen Pneumologie realisierbar – eine solche Förderung ist nicht selbstverständlich und so danke ich hiermit der GPP ganz herzlich für diese einzigartige Möglichkeit!
Dr. med. Eva Steinke, Berlin
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. Februar 2025
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