Laryngorhinootologie 2025; 104(04): 269-272
DOI: 10.1055/a-2499-0099
OP-Techniken

Eingriffe an Hals, Ösophagus und Mediastinum

J. A. Werner
,
J. P. Windfuhr

Perioperative Antibiotikagabe bei Weichteileingriffen im Kopf-Hals-Bereich

Unterscheidung aseptischer von septischen Eingriffen

Die Art des Eingriffs bestimmt das Risiko der postoperativen Wundinfektion. Generell ist zwischen aseptischen und septischen Wunden zu unterscheiden. Zu den aseptischen Eingriffen gehören beispielsweise die Exstirpation einer blanden Halszyste oder eine Lymphknotenexstirpation. Als „septisch“ werden nicht nur traumatisch und/oder präoperativ infizierte, sondern auch chirurgisch verursachte Wunden bezeichnet, bei denen es zur Eröffnung der pharyngealen Schleimhaut durch hier vorgenommene Operationen kommt.


#

Keimspektrum

Das am häufigsten nachgewiesene Keimspektrum umfasst neben Staphylococcus aureus und epidermidis α-hämolysierende Streptokokken und insbesondere gramnegative Keime wie Klebsiellen, Proteus mirabilis und Pseudomonas aeruginosa sowie Eschericha coli, Enterokokken und Enterobacter-Spezies. Zur Verhinderung einer Infektion hat sich die Gabe von Cephalosporinen der 2. Generation (z. B. Cefuroxim) bewährt. Aufgrund der teilweise zu beobachtenden Wirksamkeitslücken im Bereich der Enterobacteriaceae (Klebsiellen, Proteus, Eschericha coli) ist bei der Eröffnung des Pharynx die Kombination des vorgenannten Cephalosporins mit Metronidazol sinnvoll.


#

Zeitpunkt und Dauer der Antibiotikatherapie

Bei nichtentzündlichen Eingriffen hat sich die 1-malige perioperative Antibiotikatherapie durchgesetzt. Die intravenöse Applikation eines Cephalosporins mit/ohne Metronidazol soll 30–60 Minuten vor Beginn der Operation erfolgen, um einen wirksamen Serum- und Gewebespiegel zu erreichen. Der durchschnittliche Wirksamkeitsspiegel besteht über etwa 3 Stunden, sodass bei länger dauernden Eingriffen eine erneute Gabe des Antibiotikums notwendig wird. Ausnahmen bilden Eingriffe, bei denen es zur Eröffnung des Pharynx kommt. Hier kann bei großen Wundflächen eine 3–5-tägige kombinierte Antibiotikagabe eines Cephalosporins der 2. Generation mit Metronidazol sinnvoll sein.


#

Vorgehen bei Wundinfektionen

Fieber, eine Leukozytose, ein CRP-Anstieg und/oder eine Hautrötung im Wundbereich können erste Hinweise für eine beginnende postoperative Wundinfektion sein. Im Einzelfall muss von der infizierten Wunde ein Abstrich gewonnen werden. Die Patienten werden dann resistogrammgerecht antibiotisch behandelt. Eitrige Weichteilinfektionen müssen im Einzelfall entlastet und ggf. mit einer antiseptischen Lösung (z. B. Octenisept) mehrfach täglich über einen Zeitraum von mehreren Tagen gespült werden.

Der gelegentlich mit einer postoperativen Wundinfektion im Bereich der Halsweichteile einhergehende Defekt entsteht durch eine infektionsbedingte Thrombophlebitis, die im Falle einer Persistenz der Infektion zur Ausbildung ausgedehnter pharyngokutaner Fisteln führen kann. Bei adäquater Therapie hingegen kommt es in der Regel zur sekundären Wundheilung durch Granulationsbildung.


#

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. April 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany