Zeitschrift für Palliativmedizin 2025; 26(01): 23-24
DOI: 10.1055/a-2503-0368
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Palliativmedizin am LMU Klinikum feiert 25-jähriges Jubiläum

Vor 25 Jahren wurden am LMU Klinikum München die ersten Schritte unternommen, spezialisierte Palliativversorgung für die Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen zu etablieren.

Mit der Gründung der Interdisziplinären Palliativmedizinischen Einrichtung 1999 unter der Leitung von Prof. Dr. Gian Domenico Borasio war sie die erste dieser Art an einer bayerischen Universitätsklinik. Getragen von den Kliniken für Anästhesiologie, Neurologie und Onkologie wurde zunächst mit einem Palliativdienst begonnen, ab 2003 kamen dann die ersten sechs Palliativbetten auf einer Station dazu.

Ebenso 1999 wurde die Christophorus Akademie zur Qualifizierung von Hauptamtlichen im Arbeitsfeld Palliative Care durch den Christophorus Hospiz Verein gegründet.

2004 konnte dann das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin (IZP) etabliert werden. Damit verbunden war die Eröffnung eines eigenen Gebäudeteils mit einer 10-Betten Station. Außerdem wurde die Christophorus Akademie in das neu gegründete Zentrum übernommen. Das Leitungsteam des IZP bestand aus den Oberärzt:innen Prof. Dr. Borasio, Dr. Antje Beyer, Dr. Claudia Bausewein und der Akademieleitung Bernadette Fittkau-Tönnesmann.

In den nächsten Jahren wurden einige Professuren im Kontext der Palliativversorgung an der LMU geschaffen: Ab 2005 hatte Prof. Borasio eine W3-Stiftungsprofessur für Palliativmedizin inne, 2008 erhielt Prof. Maria Wasner eine Professur für Soziale Arbeit in der Palliativversorgung an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München und 2009 wurde Prof. Monika Führer auf die Stiftungsprofessur für Pädiatrische Palliativmedizin an der LMU berufen. Außerdem erhielten Prof. Eckhard Frick und Prof. Traugott Roser 2010 eine Professur für Spiritual Care. Diese Professur wurde mit Prof. Constantin Klein 2015 neu besetzt.

Auch der klinische Bereich wurde im Lauf der Jahre erweitert. 2009 kam die ambulante Palliativversorgung im Stadtgebiet München dazu, die dann ab 2011 in ein SAPV-Team überführt wurde.

Im Rahmen der Neuberufung von Prof. Claudia Bausewein auf den Lehrstuhl für Palliativmedizin 2012 wurde das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin in die Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin überführt. Damit hat die Palliativmedizin am LMU Klinikum einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit gemacht und bekam denselben Status wie alle anderen Kliniken im LMU Klinikum. Im Rahmen der Gründung der Klinik wurde auch die Christophorus Akademie fest in die Klinik übernommen und damit konnten die Stellen der Mitarbeitenden dauerhaft gesichert werden.

In der Zwischenzeit ist die Klinik für Palliativmedizin weiter gewachsen. Der Palliativdienst ist seit 2019 an beiden Standorten des LMU Klinikums, Großhadern und Innenstadt, tätig. Das SAPV-Team wurde deutlich erweitert und bekam 2023 einen zweiten Standort im Landkreis München, nachdem der Einzugsbereich vom Stadtgebiet München auf die Landkreise München und Ebersberg ausgedehnt wurde.

Ein großes Ziel in der Klinik ist es, strukturierte Assessments zur einheitlichen Beschreibung der Patient:innensituation einzuführen. Diese so genannten Palliativen Vitalparameter beschreiben Symptome und Probleme von Patient:innen und Angehörigen sowie Funktionsstatus und Palliativphase. Dadurch hat sich in der Klinik eine gemeinsame Sprache zur Beschreibung der Patient:innen entwickelt. Die Informationen können außerdem für Qualitätsentwicklung und ein besseres Verständnis unserer Patient:innen und unserer Arbeit führen. Auch auf nationaler Ebene soll diese Initiative weiter ausgebaut werden, um so ein Netzwerk für einheitliche Assessments und eine mögliche Grundlage für ein Register zu schaffen.

Um den Bereich der Trauerbegleitung zu etablieren, haben drei Mitarbeiterinnen der Klinik eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin beziehungsweise Kinder-Trauerbegleiterin absolviert. Sie bieten telefonische Beratungsgespräche und Einzelbegleitungen an.

Die Christophorus Akademie hat in den letzten zehn Jahren ihr Angebot deutlich ausgebaut (https://www.lmu-klinikum.de/christophorus-akademie). An durchschnittlich 160 Veranstaltungstagen jährlich sind die Qualifizierungs- und Vertiefungs-/Vernetzungskurse sehr gefragt. Über die Jahre wurden neue Themenbereiche entwickelt oder ausgebaut wie zum Beispiel Kurse für ACP-Begleiter:innen und Train-the-Trainer Kurse, Schulungen zum Umgang mit Todeswünschen oder das jährlich stattfindende Update Arzneimitteltherapie mit in der Zwischenzeit über 200 Teilnehmenden.

Die Akademie wird seit ihrer Gründung von der Deutschen Krebshilfe gefördert. Gemeinsam mit den vier weiteren von der DKH geförderten Akademien wurde das Mildred Scheel Diplom entwickelt. In diesem Kontext und unterstützt von der DGP wurde auch ein neues, kostenloses, digitales Angebot ins Leben gerufen: die Verbundvorlesungsreihe „Gemeinsam für Palliativ“. Die Online-Vorträge werden von namhaften Expert:innen gehalten und bilden die Vielseitigkeit unseres Arbeitsfeldes ab: von Forschungsergebnissen bis hin zu praxisorientierten Ansätzen.

Das Kompetenzzentrum Palliativpharmazie ist ein einzigartiges, kostenfreies Fachinformationsangebot zur palliativmedizinischen Pharmakotherapie und Arzneimitteltherapiesicherheit im deutschsprachigen Raum. In der Arzneimittelinformationen sind in den letzten fünf Jahren über 1700 Anfragen aus der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung eingegangen. Im Bereich des Themas Off-Label-Use werden u. a. Therapieempfehlungen zum Einsatz von Fertigarzneimitteln außerhalb ihrer zugelassenen Anwendungsgebiete in der Palliativmedizin entwickelt (https://pall-OLU.de). Informationen zum Thema Infusionstherapien werden auf der Website www.pall-iv.de zur Verfügung gestellt.

Das Spektrum der Forschung in der Klinik für Palliativmedizin reicht von Komplexität und Outcome-Messung über Sedierung, Atemnot, Advance Care Planning bis zum Umgang mit Todeswünschen. Über die Jahre konnte eine Vielzahl von Studien durchgeführt werden, die in über 300 Publikationen veröffentlicht wurden.

Studierende an der LMU München werden seit 2004 in Palliativmedizin unterrichtet. Um das breite Spektrum der Palliativversorgung abzudecken sind neben Ärzt:innen auch Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Seelsorgende in die Lehre eingebunden. Neben Vorlesungen und Seminaren wurde im Sommersemester 2022 ein patientenorientierter Kommunikationskurs mit Schauspielpatient:innen in der Palliativmedizin eingeführt, der sich bei Studierenden und Lehrenden großer Beliebtheit erfreut. Studierende können außerdem ein einwöchiges Wahlfach Palliativmedizin und belegen und ein Tertial ihres Praktischen Jahres in der Klinik absolvieren.

Diese Jubiläen wurden im November 2024 mit einem Symposium für Professionelle aus der Palliativversorgung und einem Festakt für das Klinikum, die Politik und Öffentlichkeit begangen.

Prof. Dr. Claudia Bausewein
LMU Klinikum München

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Article published online:
03 January 2025

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