Notaufnahme up2date 2025; 07(02): 111-112
DOI: 10.1055/a-2509-4027
Editorial

Ersteinschätzung – es geht nicht nur um die Zehn-Minuten-Frist

Rezensent(en):
Sylvia Schacher

Die Ersteinschätzung hat seit Festlegung der Zehn-Minuten-Frist im Beschluss des Gemeinsamen Bundestagsausschusses (G-BA) zur gestuften Notfallversorgung ein besonderes Gewicht bekommen und alles fokussiert sich auf die Einhaltung dieser Zeitspanne. Das Verfehlen dieser Marke kann über Bestehen oder Durchfallen bei der Prüfung der Notfallversorgungsstufe durch den Medizinischen Dienst entscheiden.

Da es (bisher) keine Toleranzspanne gibt, sondern nur ein Alles-oder-Nichts-Prinzip– alle in 10 Minuten oder das war’s – wird vielerorts der gesamte Prozess auf den Zeitfaktor ausgerichtet. Dies birgt Gefahren für die Qualität und das ursprüngliche Ziel der Ersteinschätzung: dem richtigen Patienten zur richtigen Zeit den richtigen Ort und die richtigen Ressourcen zuzuweisen. Die Bedeutung dieses Ziels ist gerade in den Zeiten zunehmend überfüllter Notaufnahmen mit knappen räumlichen Kapazitäten sowie Personalengpässen im pflegerischen und ärztlichen Bereich nicht zu unterschätzen.

Die Ersteinschätzung ist ein wichtiges Instrument des Risikomanagements und der Patientensicherheit. Noch vor wenigen Jahren gab es viele Notaufnahmen, in denen Ersteinschätzung nur zu bestimmten Zeiten, z.B. wochentags von 10–17 Uhr, möglich war. Dieses erscheint heutzutage unvorstellbar, Ersteinschätzung wird inzwischen „immer und überall, rund um die Uhr“ durchgeführt.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. April 2025

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