Zusammenfassung
Hintergrund
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen
und eine Verbesserung der Nachhaltigkeit ist im Gesundheitswesen in Zeiten
des Klimawandels, der Energiewende, einer alternden Bevölkerung und
explodierenden sozialen Kosten immer relevanter geworden. In der
Strahlentherapie ist die Auswahl eines adäquaten Fraktionierungsschemas von
grundlegender Bedeutung. Wir haben drei international etablierte Schemata
für die definitive Radiotherapie des Prostatakarzinoms (RT) in Bezug auf
ihre ökologischen und gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen
bewertet.
Material und Methoden
Von 109 Patienten mit Prostatakrebs,
die 2022 eine ambulante RT am Universitätsklinikum Jena erhielten, wurde die
Fahrtstrecke während der Behandlung aus Kartendaten ermittelt. Hieraus
wurden Transportkosten zu Lasten der Krankenkassen und die entstandene
Kohlendioxid-Emissionen (CO2) für die normofraktionierte RT (39
Fraktionen, A) sowie für moderne Therapieschemata, die moderat
hypofraktionierte RT (20 Fraktionen, B) und die ultrahypofraktionierte RT (5
Fraktionen, C), berechnet.
Ergebnisse
Entfernungen von 1616 km (A), 848 km (B) und
242 km (C) mit entsprechenden Kosten von 638 € (C) bis 4255 € (A) wurden
ermittelt Die Transportkosten entsprachen 44% der gesamten Behandlungskosten
(9604 €) bei normofraktionierter RT. Durch Hypofraktionierung ließen sich
die Fahrtstrecke, die CO2-Emissionen und die Transportkosten um
bis zu 85% reduzieren. Entsprechend des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes
(EBM) von 2024 würden für medizinische Behandlung und Fahrtkosten insgesamt
9604 € berechnet werden. Die Fahrtkosten entsprechen dabei 44% der gesamten
Behandlungskosten.
Schlussfolgerung
Die (Ultra-)hypofraktionierte
Strahlentherapie für Prostatakrebs hat ein großes Potenzial, die Umwelt zu
schützen und die Behandlungskosten zu senken. In Anbetracht dessen und der
onkologischen Nicht-unterlegenheit sollte die (Ultra-)Hypofraktionierung aus
Patienten- und Krankenkassensicht als bevorzugte Behandlung erscheinen.
Nichtsdestotrotz ist die normofraktionierte RT weiterhin Standard in der
Krankenversorgung in Deutschland. Die notwendige Präzision in der
Dosisapplikation führt bei der Ultrahypofraktionierung zu gesteigertem
technischem und personellem Aufwand, der im aktuellen Abrechnungssystem
unzureichend abgebildet wird. Dies könnte die flächendeckende Etablierung
der Ultrahypofraktionierung in Deutschland ausbremsen.
Schlüsselwörter
Prostatkarzinom - Strahlentherapie - Umweltbelastung - Fahrtkosten - Gesundheitssystem