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DOI: 10.1055/a-2515-3513
Editorial

Die moderne Onkologie erlebt einen beispiellosen Wandel, der durch Fortschritte in Diagnostik und Therapie vorangetrieben wird. Drei aktuelle Übersichtsarbeiten beleuchten die Herausforderungen und Innovationen in der Krebsforschung: das zervikale CUP-Syndrom, das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) und maligne Lymphome. Im Folgenden wollen wir kurz auf die Arbeiten eingehen.
Das zervikale CUP-Syndrom (Cancer of Unknown Primary) stellt eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die Arbeit von Lammert et al. zeigt, dass eine strukturierte Diagnostik, die PET/CT-Bildgebung und Panendoskopie umfasst, essenziell ist, um den Ursprungstumor zu identifizieren. Interessanterweise verbleiben viele Fälle trotz intensiver Diagnostik ungeklärt. Die Therapie orientiert sich dann an allgemeinen Leitlinien, wobei chirurgische Eingriffe wie Neck Dissection und Radiochemotherapie oft kombiniert werden. Ein wichtiger Aspekt ist die prognostische Bedeutung des HPV(Humanes Papilloma Virus)-Status. HPV-positive CUP-Syndrome weisen eine bessere Prognose auf, auch da der Primärtumor häufig im Oropharynx gefunden wird. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Relevanz molekularbiologischer Methoden, die nicht nur zur Diagnostik, sondern auch zur Therapieplanung beitragen.
Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) gilt als Modellbeispiel für die Integration personalisierter Therapieansätze in die klinische Praxis. Saalfeld et al. betonen die Bedeutung umfassender molekularpathologischer Testungen, um gezielte Therapien basierend auf genetischen Alterationen wie EGFR- oder ALK-Mutationen einzuleiten. Der Einsatz von Next-Generation-Sequencing (NGS) ermöglicht eine präzise Analyse genetischer Treibermutationen, wodurch Patienten individuell zugeschnittene Behandlungen erhalten können. Ein herausragendes Beispiel ist die zielgerichtete Therapie mit ALK-Inhibitoren, die selbst bei fortgeschrittenen Krankheitsstadien beeindruckende Therapieerfolge zeigt. Diese Ansätze haben nicht nur die Überlebensraten verbessert, sondern auch die Lebensqualität der Patienten erheblich gesteigert. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, die molekularen Mechanismen von Resistenzentwicklungen zu verstehen und zu adressieren.
Maligne Lymphome zeigen sich ebenfalls als vielversprechendes Gebiet für zielgerichtete Therapien. Hellmuth et al. beschreiben eine breite Palette innovativer Ansätze, die von BTK(Bruton Tyrosinkinase)- und PI3K(Phosphoinositid-3-Kinase)-Inhibitoren bis zu Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten reicht. Besonders die Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) mit Venetoclax hat gezeigt, dass eine systemische Behandlung auch ohne Chemotherapie machbar ist. Ein zentraler Fortschritt liegt in der Entwicklung nicht-kovalenter BTK-Inhibitoren, die auch bei resistenten Mutationen wirksam sind. Darüber hinaus eröffnen epigenetische Therapien neue Perspektiven, indem sie gezielt auf Veränderungen in der Genexpression abzielen. Trotz dieser Erfolge stellen die Toxizität und die Kosten die Patienten, behandelnde Ärzte und das Gesundheitssystem vor Herausforderungen.
Die drei genannten Arbeiten verdeutlichen, wie tiefgreifend die molekulare Onkologie die Krebsbehandlung verändert. Die Integration präziser Diagnostik und personalisierter Therapieansätze hat das Potenzial, die Prognose und Lebensqualität der Patienten nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig erfordert die Umsetzung solcher Ansätze eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie eine kontinuierliche Anpassung der klinischen Leitlinien an neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
Die Zukunft der Onkologie liegt in der Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis. Innovative Therapien wie Immun-Checkpoint-Inhibitoren, zielgerichtete Moleküle und neue Diagnoseverfahren sind elementar für eine präzisere und effektivere Krebsbehandlung. Dennoch bleibt viel zu tun, um die Versorgung flächendeckend und kosteneffizient sicherzustellen. Nur durch eine ständige Weiterentwicklung und den Austausch zwischen Forschung und Klinik kann dieses Ziel erreicht werden.
Publication History
Article published online:
26 February 2025
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