Zusammenfassung
Einleitung
Aufgrund des demografischen Wandels und damit verbundener erwarteter Steigerungen
der Fallzahlen von primärer Hüftendoprothetik und Revisionseingriffen ist es
wichtig, Faktoren zu identifizieren, die Komplikationen und Revisionen reduzieren
können. Ein solcher Faktor ist die Fallzahl eines Krankenhauses. Studien haben
gezeigt, dass Krankenhäuser mit höheren Fallzahlen niedrigere Morbiditäts- und
Komplikationsraten aufweisen. Die meisten Studien basieren dabei auf Registerdaten,
die oft unvollständig sind und keine patientenspezifischen Faktoren
beinhalten.
Methoden
In dieser Studie wurden bundesweite pseudonymisierte stationäre Abrechnungsdaten
und Versichertenstammdaten der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) im Zeitraum von
2017 bis 2019 bei Patienten mit primärer Hüftendoprothese analysiert. Zur Analyse
des Einflusses der Fallzahl auf das Outcome wurden 5 Fallzahlkategorien gebildet (I:
1–49, II: 50–99, III: 100–199, IV: 200–399, V: ≥ 400 Operationen pro Jahr). Als
Endpunkte wurden 90-Tage-Sterblichkeit, 1-Jahres-Revisionsoperationen, chirurgische
Komplikationen (90 Tage bzw. 365 Tage), periprothetische Femurfrakturen (90 Tage)
und schwere Allgemeinkomplikationen im Krankenhausaufenthalt betrachtet. Der
Einfluss der Fallzahl auf das Outcome wurde mittels multipler logistischer
Regression unter Berücksichtigung patientenspezifischer Faktoren bestimmt.
Ergebnisse
Die Analyse von 137494 Fällen aus 993 Kliniken zeigt einen statistisch
signifikanten Zusammenhang zwischen der Fallzahlgruppe und der Häufigkeit von
Revisionsoperationen, chirurgischen Komplikationen, periprothetischen Femurfrakturen
und allgemeinen Komplikationen. Bei Kliniken mit einer Fallzahl von weniger als 50
pro Jahr zeigte sich eine Risikoerhöhung um 65%–88% für diese Endpunkte gegenüber
der fallzahlstärksten Gruppe. Für den Endpunkt Sterblichkeit ergibt eine dichotome
Betrachtung der Fallkategorien ebenfalls einen signifikanten Einfluss der
Fallzahlen.
Schlussfolgerung
Die Studie zeigt, dass, auch unter Berücksichtigung patientenspezifischer
Faktoren, höhere Fallzahlen bei primärer Hüftendoprothetik in Krankenhäusern mit
niedrigeren Komplikationsraten verbunden sind. Diese Erkenntnisse unterstreichen die
Bedeutung der Fallzahl als Faktor zur Verbesserung der Versorgungsqualität in der
Hüftendoprothetik.
Keywords
arthroplasty, replacement, hip/*adverse effects - prosthesis-related infections - hospitals, high-volume - hospitals, low-volume - postoperative complications/etiology