Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(6): 293
DOI: 10.1055/s-0028-1082110
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Depressionen

Karl-Ludwig Täschner
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Publication Date:
09 July 2008 (online)

Das Thema Depression ist in den letzten Jahren stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Nicht nur die wissenschaftliche Öffentlichkeit, sondern auch die Medien haben sich des Themas angenommen. Die vielfältigen Popularisierungsversuche der Krankheit, die der Sensibilisierung des Publikums dienen sollen, haben dazu beigetragen, dass die Beschäftigung mit der Depression breiteren Raum einnimmt als noch vor einigen Jahren. Kampagnen gegen die Depression haben den Eindruck vermittelt, dass wir es hier mit einer Art Feind zu tun haben, den es zu besiegen gilt. Auch die Bezeichnung als Volkskrankheit hat zu stärkerer Beschäftigung der Menschen mit der Depression geführt.

Auf diagnostisch-therapeutischem Gebiet haben sich in der gleichen Zeit Fortschritte eingestellt: Wir verfügen über Erkennungsinventare, die leicht anwendbar sind und über eine breite Palette von Behandlungsmöglichkeiten, auch der verschiedenen Formen der Depression.

Darüber berichtet das vorliegende Themenheft, das einen Überblick vor allem über die derzeit zur Verfügung stehenden therapeutischen Möglichkeiten geben will. Der Beitrag von Prof. Laux befasst sich mit dem Problem der therapieresistenten Depression und den Möglichkeiten, die auch bei scheinbaren Non-Respondern zur Verfügung stehen. Das Problem der Suizidgefährdung Depressiver behandelt der Beitrag von Prof. Wolfersdorf. Auf die ökonomischen Aspekte gehen die beiden Mannheimer Wissenschaftler Dr. Stamm und PD Salize ein. Die psychotherapeutische Option vertritt Prof. Hautzinger aus Tübingen, dessen Ausführungen vor allem deutlich machen, dass uns mit der Verhaltenstherapie eine effiziente Methode der Beeinflussung von Emotionen, Kognition und Verhalten zur Verfügung steht, die durchaus erlernbar ist und deren Eignung für die Behandlung der Depression sich als wertvoll erwiesen hat. Auf die Depression bei älteren Menschen geht Dr. Fischer in seinem praxisbezogenen Betrag ein, der angesichts einer älter werdenden Bevölkerung von besonderer Relevanz ist.

Mit dem vorliegenden Schwerpunktheft wird nicht der Versuch unternommen, das große Gebiet der Depression breit darzustellen, dazu gibt es ausreichend Lehrbuchliteratur, und der Platz in einem Sonderheft einer Fachzeitschrift würde dazu ohnedies nicht ausreichen. Selbst in Kurzfassung würde die Vielzahl von Aspekten die Möglichkeiten eines Sonderheftes überschreiten. Stattdessen will das Heft den Blick auf Probleme der Depression richten, die im Klinik- und Praxisalltag häufig vorkommen, wobei die Vorstellung thematisch ist, dass man vor dem die Angst verliert, das man kennt und dass Wissen besser ist als bloßes Wollen und dass es nach einer alten chinesischen Weisheit ratsamer ist, ein kleines Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu schimpfen.

Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Täschner

Stuttgart