Der Klinikarzt 2008; 37(7/08): 337
DOI: 10.1055/s-0028-1082377
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Helicobacter pylori - Sequenztherapie erlaubt Eradikationsraten von über 90%

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Publication Date:
04 August 2008 (online)

 

Quelle: Jafri NS, Hornung CA, Howden CW. Meta-analysis: Sequential therapy appears superior to standard therapy for Helicobacter pylori infection in patients naive to treatment. Ann Intern Med 2008; 148: 923-931

Thema: Laut aktueller Studiendaten muss man 227 Patienten einer H.-pylori-Eradikationstherapie unterziehen, um bei einem Patienten die Entstehung eines Magenkarzinoms zu verhindern - angesichts dieser schweren Erkrankung eine Chance, die man nicht ungenutzt lassen sollte. Bisheriger Therapiestandard in Europa ist die 7-tägige Tripeltherapie aus einem Protonenpumpenhemmer plus Clarithromycin und Amoxicillin oder einem Imidazolantibiotikum. Hat man mit solchen Regimen noch vor 10 Jahren Eradikationsraten von über 90% erzielt, bleiben sie inzwischen bei 20-25% der Patienten ohne Erfolg. Ein Grund dafür sind steigende Antibiotikaresistenzen von H. pylori, vor allem gegen Clarithromycin. Bessere Eradikationsraten erhofft man sich jetzt mit einer sequenziellen Strategie - einer 5-tägigen Behandlung mit einem Protonenpumpenhemmer und einem Antibiotikum (in der Regel Amoxillin), gefolgt von einem Protonenpumpenhemmer plus 2 Antibiotika (in der Regel Clarithromycin und Imidazol), ebenfalls über einen Zeitraum von 5 Tagen. Die Amoxicillintherapie soll dabei initial die bakterielle Zellwand schwächen, und vor der Entwicklung von Effluxkanälen schützen, um die Effektivität von Clarithromycin zu verbessern - ohne gleichzeitig die Rate an Nebenwirkungen zu erhöhen.

Projekt: Eine aktuelle Metaanalyse aus 10 Studien mit insgesamt 2 747 Patienten hat jetzt die Effektivität solcher sequenzieller Schemata mit bisherigen Standardregimen verglichen.

Ergebnis: Dabei war die Eradikation von H. pylori bei nur 76,9% der Patienten erfolgreich, wenn sie eine Standardtherapie erhalten hatten. Unter der sequenziellen Behandlung dagegen ergab sich eine Eradikationsrate von 93,4%. Die Nebenwirkungsrate unterschied sich zwischen den beiden Studienarmen nicht.

Fazit: Die Sequenztherapie scheint also die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen. Allerdings muss man wichtige Limitationen der Analyse beachten. Zum einen waren alle Studien, die letztendlich in die Analyse einflossen, in Italien durchgeführt worden. Sie lassen sich daher nicht einfach auf andere Patientenkollektive übertragen. Ein großes Manko ist zudem, dass nur eine der 10 randomisierten kontrollierten Studien auch verblindet war.

Dennoch: Die Daten scheinen sich weiter zu festigen. Im Juni publizierten Sánchez-Delgado et al. im American Journal of Gastroenterology eine spanische Analyse, in der durch ein sequenzielles Behandlungsschema 117 von 129 Patienten erfolgreich eradiziert werden konnten. Nur 14 Patienten litten an milden Nebenwirkungen.

Schlüsselwörter: Helicobacter pylori - Eradikation - Tripeltherapie - Sequenztherapie