Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2008; 40(3): 120
DOI: 10.1055/s-0028-1082601
Forschung
Neues aus der Onkologie
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Früherkennung von Prostatakrebs durch neuen PCA3-Gentest

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Publication Date:
02 October 2008 (online)

Früherkennung von Prostatakrebs durch neuen PCA3-Gentest

Seit kurzem verwenden Urologen der Uniklinik Tübingen einen neuen Nachweistest aus den USA zur Früherkennung von Prostatakrebs. Der PCA3-Test von Gene Probe Inc., San Diego, ist entscheidungsrelevant bei Patienten mit einer ersten Prostata-Biopsie, die erneut biopsiert werden sollen.

Bei nur 30 % der Patienten mit erhöhten PSA-Werten liegt auch tatsächlich ein Prostatakrebs vor. Die übrigen 70 % der Patienten haben meist eine benigne Hyperplasie und unterziehen sich der Prozedur umsonst. Schlimmer ist jedoch, dass bis zu 25 % der einmal biopsierten Patienten ein Prostatakarzinom haben, das erst bei der zweiten Gewebeentnahme diagnostiziert wird. Hier setzt der neue Progensa PCA3-Test an. Seine Zuverlässigkeit testeten die Urologen um Prof. Arnulf Stenzl von der Uniklinik Tübingen in einer europaweiten Studie mit sechs weiteren Kliniken. Der Krebstest beruht auf dem Nachweis von PCA3, einem Protein, das Krebszellen in der Prostata mit im Schnitt um 66 % erhöhten Mengen exprimieren. PCA3 wird über den Urin ausgeschieden. Mit Hilfe einer PCA3-Skala lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines positiven Biopsiebefunds vorhersagen. Ab dem Wert 35 liegt eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein Prostatakarzinom vor; geht der Wert nach unten, ist das Biopsie-Ergebnis eher negativ.

Bei der europaweiten klinischen Studie ergab sich, dass von 199 Patienten insgesamt in der 1. Gruppe mit einem PCA3-Wert unter 10 exakt 37 Patienten eine Wahrscheinlichkeit für eine positive Prostata-Biopsie von 14 % besaßen. Bei einem PCA3-Wert von 10–19 besaß die 2. Patientengruppe (N = 49) ein Risiko von nur 12 %. 23 % Wahrscheinlichkeit für eine positiv verlaufende Prostata-Biopsie lag bei der 3. Testgruppe mit PCA3-Werten von 20–34 vor. Eine klare Trennungslinie ergab sich beim PCA3-Wert 35. Bis zum Wert 49 stieg die Wahrscheinlichkeit auf 36 % (22 Patienten), auf 38 % in der Gruppe PCA3-Wert 50–100 (29 Patienten). Schließlich lag bei 18 Patienten mit einem PCA3-Wert über 100 die Wahrscheinlichkeit für eine positiv verlaufende Prostata-Biopsie bei 50 %.

Die Urinprobe wird im Labor mit modernsten Technologien wie Target-Capture, Transcription-Mediated Amplification (TMA) und Hybridisation Protection Array (MPA) mengenmäßig untersucht. Gemessen und verglichen werden zwei Proteinwerte, die PSA-mRNA sowie die PCA3-mRNA. Durch eine Subtraktion, PCA3-Menge minus PSA-Menge, wird der definitive PCA3-Messwert errechnet (nicht der PSA-Wert im Blut!).

Die erwähnte 2007 durchgeführte multizentrische Studie ergab, dass Patienten mit einem PCA3-Wert ab 35 ein im Schnitt um 41 % höheres Risiko für ein Prostatakarzinom besaßen, bei einem Wert unter 35 war ein Karzinom noch zu 16 % wahrscheinlich, d. h. es konnte zu 84 % ausgeschlossen werden.

Als eine von sieben europäischen Kliniken bietet die Uniklinik Tübingen derzeit den PCA3-Prostata-Krebstest als IGe-Leistung zum Preis von ca. 33 € an. Niedergelassene Urologen rechnen 53,60 € direkt mit ihren Patienten ab und schicken die Urinprobe ins Kliniklabor. Der Urin soll nach rektaler Untersuchung und unmittelbar vorausgehender Palpation (mind. 20 ml–30 ml) gewonnen werden. Die Urinprobe kann mehrere Tage bei Zimmertemperatur gelagert werden. Ein Postversand des Urin-Röhrchens kann somit ohne besondere Umstände erfolgen.

Abb. 03-08-01: Die Urinprobe soll nach rektaler Untersuchung des Patienten unmittelbar nach der Palpation gewonnen werden. (Grafik: Uniklinik Tübingen)

Wie Prof. Stenzl erläuterte, ersetzt der PCA3-Test nicht den PSA-Test, kann aber für den Urologen zu einer höheren Diagnosesicherheit beitragen. Schließlich gilt auch beim Prostatakarzinom, dass Tumore besser therapiert werden können, wenn sie frühzeitig entdeckt werden. Ein organbegrenztes Prostatakarzinom kann dauerhaft geheilt werden.

Richard E. Schneider

Tübingen