Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2008; 40(3): 121
DOI: 10.1055/s-0028-1082603
Forschung
Neues aus der Onkologie
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Kolonkarzinom: Chemotherapie vs. Beobachtung

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Publication Date:
02 October 2008 (online)

Kolonkarzinom: Chemotherapie vs. Beobachtung

Der Nutzen der zytotoxischen Therapie mit 5-Fluorouracil und Folinsäure ist bei nodal positiven Patienten mit Kolonkarzinom, Stadium III, unumstritten. Bei Rektumkarzinomen wird eine die Radiatio ergänzende Chemotherapie kontrovers diskutiert. Der Einfluss einer adjuvanten Chemotherapie bei Kolon- und Rektumkarzinomen II wurde nun überprüft (Lancet 2007; 370: 2020–2029).

An der QUASAR-Studie (QUick And Simple And Reliable) nahmen 150 Kliniken in 19 Ländern teil. Zwischen 1994 und 2003 wurden 3239 Patienten (61 % Männer) rekrutiert, deren Durchschnittsalter 63 Jahre betrug. Kolonkarzinome waren mit 71 % häufiger als Rektumkarzinome. Bei 2963 Patienten lag ein Stadium II und bei 260 ein Stadium III vor. Sie erhielten entweder eine Zytostase (n = 1622) oder wurden als Kontrollgruppe beobachtet (n = 1617). 47 % der Patienten in der Zytostase-Gruppe bekamen eine Therapie aus 5-Fluorouracil (5-FU) als monatliche Wochenkurse und 53 % ein Mal pro Woche (370 mg/m2 5-FU, 175 oder 25 mg Folinsäure). Hauptzielvariablen waren die Rezidiv- und Überlebensrate sowie eine Lebensqualitätsanalyse, für die Fragebogen ausgefüllt wurden.

Die Nachbeobachtungszeit betrug im Mittel 5,5 Jahre. Die Rückfallwahrscheinlichkeit und Überlebensrate wurden von der adjuvanten Chemotherapie positiv beeinflusst – dies galt auch im Stadium II. Der Effekt war nicht ausgeprägt und nicht von Tumorlokalisation, Alter, Geschlecht oder dem Tumorstadium beeinflusst, wenngleich der günstige Effekt bei über 70-Jährigen geringer war als bei jüngeren Patienten. Für Stadium II oder III sowie Kolon- und Rektumkarzinome ergaben sich keine Unterschiede. Die Art des Chemotherapieprotokolls war nicht bedeutsam. Insgesamt traten in der Kontrollgruppe 370 und in der Therapiegruppe 311 Todesfälle auf. Daraus ergab sich ein relatives Mortalitätsrisiko von 0,82. Rückfälle kamen in der Kontrollgruppe ebenfalls häufiger vor (359 vs. 293). Das relative Risiko für ein Rezidiv betrug für die Chemotherapie im Vergleich zur Beobachtung 0,78. Die Toxizität war bei monatlicher Applikation größer als bei wochenweiser Infusion. Schwerwiegende Beeinträchtigungen der Lebensqualität und Zwischenfälle waren selten. Ein Todesfall war möglicherweise therapieassoziiert. Nach Beendigung der Therapie war die Lebensqualität für die Gruppen mit und ohne Chemotherapie vergleichbar.

Fazit: Patienten mit kolorektalen Karzinomen im Stadium II profitieren laut den Autoren von einer adjuvanten Chemotherapie mit 5-FU und Folinsäure. Mortalität und Rezidivrate werden gesenkt. Der 5-Jahres-Überlebensvorteil ist mit 3,6 % allerdings gering.

Kommentar: D. Cunningham unterstreicht in seinem Kommentar (Lancet 2007; 370: 1980–1981), dass der Effekt einer adjuvanten Chemotherapie für Patienten im Stadium II eindeutig, aber eben nur gering sei. Daraus resultiere die Notwendigkeit nach Kriterien zu suchen, die einen Therapieerfolg wahrscheinlich oder unwahrscheinlich machen. Dazu gehören in erster Linie histopathologische Variablen sowie möglicherweise genetische und molekulare Marker.

Dr. Susanne Krome

Melle

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