Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2009; 3(04): 225-240
DOI: 10.1055/s-0028-1090264
Abhängigkeitserkrankungen

Polytoxikomanie – Grundlagen, Diagnostik und Behandlung

Felix Tretter
,
Petra Werner
Kernaussagen
  • Unter Polytoxikomanie wird die wiederholte Einnahme mindestens 3 verschiedener psychotroper Substanzen ohne Dominanz einer der Substanzen über mindestens 6 Monate verstanden.

  • Der Konsum von Suchtmitteln ist in nahezu allen Gesellschaften verbreitet. Zahlen zum Konsum der Substanzen (insbesondere illegaler) sind zum Teil sehr ungenau.

  • Als Ursachentheorie gilt allgemein das biopsychosoziale Ursachenmodell. Als zusätzliche Wirkgröße gilt die Droge selbst. Ziel des Suchtmittelkonsums ist die Reduktion der inneren Spannung oder die Steigerung der Aktivierung im Sinne einer Selbstmedikation.

  • Zur Behandlung / Versorgung von polytoxikomanen Menschen gibt es verschiedene Einrichtungen, von Beratungsstellen über die Entzugsstationen bis hin zur Entwöhnung / Adaption. Zur Entscheidung über die notwendigen Maßnahmen der Unterstützung Suchtkranker ist eine genaue Diagnostik des Konsums notwendig. Darüber hinaus muss man noch zwischen „schädlichem Gebrauch” und „Abhängigkeit” unterscheiden.

  • Besonders bei Konsum von illegalen Substanzen und Benzodiazepinen sind der Nachweis im Urin und die Abklärung von Begleiterkrankungen wichtig.

  • Im Kontakt mit den Konsumenten sollte der Therapeut eine klare empathische Haltung einnehmen, um den Patienten oft auch schrittweise an eine Verhaltensänderung heranzuführen.

  • Dem Opiatkonsumenten kann als therapeutischer Schritt ggf. eine Substitutionsbehandlung mit Einstellung auf Levo- / Methadon oder Buprenorphin angeboten werden. Diese Behandlung sollte mit dem Substituierten klar geregelt und möglichst vertraglich fixiert sein.

  • Eine stationäre Entzugsbehandlung erfolgt am häufigsten mit einer schrittweisen Dosisreduktion vorzugsweise mit Methadon. Daran sollte sich wegen hoher Rückfallgefahr möglichst nahtlos eine Entwöhnungstherapie in einer geeigneten Fachklinik anschließen.

  • Wegen der komplexen psychosozialen Problematik bei der Behandlung Polytoxikomaner ist eine hohe psychotherapeutische Kompetenz zweckmäßig.



Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Juli 2009 (online)

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

 
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