Pharmacopsychiatry 1971; 4(4): 192-200
DOI: 10.1055/s-0028-1094312
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Ergebnisse eines Doppelblindversuches von HF 1854* (8-Chlor-11-(4-methyl-1-piperazinyl)-5H-dibenzo (b, e) (1,4) diazepin) im Vergleich zu Levomepromazin

J. Angst, Uta Jaenicke, Ania Padrutt, Ch. Scharfetter
  • Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Forschungsdirektion (Prof. Dr. J. Angst)
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Publication Date:
21 January 2009 (online)

Zusammenfassung

In einer Doppelblindstudie wurden 32 psychotische Patienten (Schizophrenien, manische Psychosen) mit HF 1854 behandelt und mit einer Kontrollgruppe von 32 Patienten unter Levomepromazin verglichen. Die Zuteilung in die beiden Gruppen geschah randomisiert. Der Versuch konnte völlig blind abgeschlossen werden, da sich die beiden Präparate bezüglich Wirkung und Nebenwirkungen während der Behandlung nicht unterscheiden ließen.

Beide Präparate dämpfen wirkungsvoll motorische Unruhe der Psychotiker und verbessern Schlafstörungen; als Nebeneffekt tritt gelegentlich eine Sedierung während des Tages auf. Die anxiolytische Wirkung von Levomepromazin ist etwas stärker als diejenige von HF 1854. HF 1854 jedoch ist in seiner antipsychotischen Wirkung Levomepromazin deutlich überlegen. Diese Überlegenheit zeigt sich in einer früheren und stärkeren Wirkung auf Halluzinationen, Wahn, schizophrene Affektstörungen, Mutismus, Fremdaggression und Antriebsdefizit, schizophrene Gedankeneingebung, Zerfahrenheit und Kontaktverminderung. Levomepromazin hatte sich auf Halluzinationen, schizophrenes Antriebsdefizit und Mutismus praktisch nicht ausgewirkt.

Die Verträglichkeit beider Präparate ist gut. Sie führen zu leichter Erniedrigung des systolischen Blutdruckes, Tachykardie, leichtem Anstieg der Blutsenkung und des Körpergewichtes. Klinisch treten als Nebenwirkung Müdigkeit, Obstipation, gelegentlich Mundtrockenheit auf. Der Muskeltonus wird unter HF 1854 eher vermindert. Extrapyramidale Symptome als Nebenwirkungen von HF 1854 konnten nicht gefunden werden.

HF 1854 ist ein stark dämpfendes und ausgeprägt antipsychotisches sowie anxiolytisches Neuroleptikum, das tierexperimentell durch das Fehlen eines kataleptischen Effektes und klinisch durch das Fehlen extrapyramidaler Nebenwirkungen unter den Neuroleptika eine bedeutende Sonderstellung einnimmt.

* Clozapine, Fa. Wander.

Summary

Two random sample groups of 32 psychotic patients, suffering from schizophrenia and mania, were treated in a double blind experiment: one group was given HF 1854, the other Levomepromazine; the therapeutic properties and side-effects of the substances were compared. Both were equally effective against excitation and insomnia, inducing as side-effects sedation and somnolence during the day. Levomepromazine proved the more anxiolytic. The antipsychotic effectiveness of HF 1854 was markedly superior to that of Levomepromazine, suppressing hallucinations, delusions, mutism, aggression, schizophrenic affective and thinking disorders and loss of contact earlier and better. Both substances produced the same negligible side-effects: slightly lowering blood pressure, raising blood sedimentation rate and increasing body weight; causing tachycardia, somnolence, constipation and occasionally dryness of the mouth. In some patients HF 1854 reduced muscle tonus; it did not give rise to extrapyramidal side-effects.

HF 1854 is a powerful sedative and antipsychotic agent which can claim a special place among neuroleptic substances, because it provokes neither cataleptic symptoms in animals, nor extrapyramidal (Parkisonoid) symptoms in man.