Pharmacopsychiatry 1974; 7(1): 17-30
DOI: 10.1055/s-0028-1094398
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multidimensionale pharmakopsychiatrische Untersuchungen mit dem Neuroleptikum Perazin*: 3. Mitteilung: Perazin-Konzentration im Blut und klinisches Wirkungsbild

H. Hadass, H. Hippius, W. Mauruschat, B. Müller-Oerlinghausen, L. Rosenberg
  • Institut für Neuropsychopharmakologie der Freien Universität Berlin (Direktor: Prof. Dr. med. H. Coper)
  • Psychiatrische Klinik II der Freien Universität Berlin (Direktor: ehemals Prof. Dr. med. H. Hippius, jetzt: Prof. Dr. med. H. Helmchen)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Januar 2009 (online)

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Zusammenfassung

  1. Bei 48 Patienten wurde mit einer spektralfluorimetrischen Methode die Blutkonzentration des Neuroleptikums Perazin (und seiner Metaboliten) systematisch 6mal während einer 30tägigen Behandlungsperiode (Tagesdosis: 600 mg) bestimmt.

  2. Bei diesen Untersuchungen fanden sich erhebliche intra- und interindividuelle Unterschiede bei den Werten der Blut-Konzentration des Perazins und hinsichtlich deren zeitlichem Verlauf.

    Beziehungen zwischen der Blut-Konzentration einerseits und Alter, Geschlecht sowie Krankheitsbild andererseits ließen sich nicht nachweisen.

    Die gemessenen Blut-Konzentrationen waren nicht eindeutig von der applizierten Dosis/kg Körpergewicht abhängig.

    Die Symptomremission korrelierte nicht mit der Blut-Konzentration des Perazins.

  3. Paroxysmale dyskinetische Syndrome fanden sich bei 21 % der Patienten, und zwar ausschließlich bei Männern unter oder um 30 Jahre. Es bestand eine signifikante positive Korrelation zwischen der mittleren Blut-Konzentration des Perazins und dem Auftreten dieses unerwünschten therapeutischen Effekts.

  4. Bei 17 Frauen und 10 Männern zeigten sich hypotensive Reaktionen (RR<100 mmHg syst.). Diese Patienten waren im Vergleich älter als die von dieser Nebenwirkung nicht betroffenen Patienten. Aus diesem Grunde ist es nicht möglich zu entscheiden, ob für die Manifestation der hypotonen Blutdruckschwankungen der Geschlechts- oder der Alterseinfluß eine größere Rolle spielt. Von der Blut-Konzentration des Perazins hängt das Auftreten von Hypotensionen nicht ab.

  5. Bei einigen Patienten mit Nierenfunktionsstörungen wurden exzessiv hohe Blut-Konzentrationen gemessen.

  6. Es wird die Hypothese aufgestellt, für den therapeutischen Effekt einerseits und die beobachteten unerwünschten Wirkungen von Neuroleptika andererseits seien verschiedene Perazin-Metaboliten verantwortlich.

* Perazin = Taxilan®

Summary

  1. In 48 patients the blood concentration of perazine (incl. some of its metabolites) were determined in regular intervals, i.e. six times during 30 days of neuroleptic treatment.

  2. The time course of blood levels as well as the maximal values differed widely between the individuals.

    No any correlation between blood levels of perazine and the kind of desease, sex or age of the patients could be established.

    The observed blood concentrations apparently were not dependent on the applied doses per kg b.w. Frequency and onset of remission of psychotic symptoms did not correlate with drug concentrations in blood.

  3. Dyskinetic syndromes appeared in 21 % of the younger male, but never in female patients. There was a significant positive correlation between this side effect and the blood concentration of the drug.

  4. Hypotensive reactions were observed in 17 females and 10 males. The fact that those patients were also older makes the separation of sex and age influences difficult. The appearance of hypotensive symptoms was independent of perazine blood levels.

  5. Some patients with renal insufficiency showed excessively high blood concentrations of perazine or its metabolites.

  6. Thus, some evidence could be gained in favour of the hypothesis that different metabolites may be responsible for therapeutic effects and for extrapyramidal as well as vegetative side effects of neuroleptics respectively.