RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0028-1096151
Die Gefäßversorgung der Speiseröhre 1
1) Meinem verehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. A. Werthemann möchte ich für die wertvolle Anregung und Unterstützung herzlich danken. Ebenso bin ich den Herren G. Haldimann und E. Suttar, Präparatoren am Institut, für die technische Hilfe zu Dank verpflichtet.Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
11. Dezember 2008 (online)
Zusammenfassung
Auf Grund von anatomischen Präparaten, Röntgenkontrastmitteldarstellungen und histologischen Stufenschnitten konnten wir feststellen, daß die extra- und intraparietale Gefäßversorgung der Speiseröhre, verglichen mit derjenigen der übrigen Abschnitte des Verdauungstraktes, relativ schwach ist. Es bestehen zwar in der Kegel Anastomosen zwischen den einzelnen Gefäßgebieten, sie sind aber in ihrer Zahl variabel und oft von geringem Kaliber. Ausgedehnte Anastomosen, wie sie z. B. im Dünndarm vorkommen, konnten wir nicht nachweisen. Für chirurgische Eingriffe ungünstig wirkt sich auch die enge Beziehung der Speiseröhre zu den Nachbarorganen (Trachea, Bifurkation, Aorta und Zwerchfell) aus. Eine Isolierung des Organes führt regelmäßig zu einer erheblichen Störung in der Blutzufuhr. Immerhin glauben wir, daß bei genauer Kenntnis der Gefäßverhältnisse und der Beachtung einiger Grundregeln eine ausreichende Durchblutung der Resektionsstümpfe und der Anastomosestellen zu erreichen ist.
Die Speiseröhre wird in konstanter Weise durch folgende Gefäße versorgt: Aa. thyreoidea inferiores, Aa. bronchiales, Aorta thoracica und A. gastrica sinistra. In der Hälfte der Fälle ferner noch durch die Aa. subclaviae, Aa. intercostales dorsales und die A. phrenica abdominalis sinistra. Auf Grund der Hauptzuflußgebiete lassen sich bezüglich der Gefäßversorgung zwangslos 4 Abschnitte unterscheiden, nämlich eine Pars cervicalis, bifurcalis, thoracalis und abdominalis.
Pars cervicalis. Sie zeigt ziemlich kleine extraparietale Gefäße. Ihre Versorgung ist eng mit derjenigen der Trachea verbunden. Das intraparietale Gefäßnetz ist gut entwickelt. Es liegt zur Hauptsache in der Tunica submucosa. Anastomosen zur Pars bifurcalis sind regelmäßig vorhanden. Ein Gebiet von 2—3 cm im untersten Abschnitt der Pars cervicalis auf Höhe der Konvexität des Aortenbogens ist schlechter versorgt als die übrigen Teile. Bei hohen Resektionen sollte deshalb die Nahtstelle nicht zu tief angelegt werden, so daß sie noch in das Gebiet des konstanten Astes der Pars ascendens inferior der Arteria thyreoidea inferior und des in 50% der Fälle vorhandenen Astes der Arteria subclavia zu liegen kommt.
Pars bifurcalis. Sie stellt das gefäßreichste Gebiet der ganzen Speiseröhre dar. Die Gefäße bilden ein erstes perioesophageales und ein zweites, vorwiegend submuköses Netz. Die zuführenden Äste sind kurz, die Verbindung zur Aorta und den Bronchien ist eng. Eine Isolierung der Pars bifurcalis führt zu einer erheblichen Störung der extraparietalen Versorgung in diesem Gebiet. Es bestehen regelmäßig Anastomosen zur Pars cervicalis und zur Pars thoracalis.
Pars thoracalis. Für die Gefäß Versorgung von Bedeutung ist die erhebliche Längenvariation dieses Teiles. Die Intensität der Blutzufuhr hängt von der Zahl der Aa. oesoph. propr. und der akzessorischen Interkostalarterienäste ab. Bei einer langen Pars thoracalis und wenigen Aa. oesoph. propr. ist es auch bei gutartigen Affektionen nötig, ziemlich große Stücke zu resezieren. Direkt über dem Zwerchfell besteht eine relativ schlecht vaskularisierte Zone. Zur Pars bifurcalis und abdominalis bestehen konstante Anastomosen. Die perioesophagealen Anastomosen werden bei einer zu starken Isolierung zerstört.
Pars abdominalis. In diesem Teil ist einzig die Arteria gastrica sinistra von Bedeutung. Der Zufluß aus der Arteria phrenica abdominalis sinistra ist für eine ausreichende Versorgung ungenügend. Bei totalen Gastrektomien mit Ligatur der Arteria gastrica sinistra wird die Pars abdominalis nur noch durch die Arteria phrenica abd. sin. und thoraco-abdominale Anastomosen aus der A. oesoph. propr. inf. versorgt. Diese Anastomosen sind konstant, ihr Kaliber aber variabel. Die Nahtstelle sollte deshalb nach Möglichkeit in das Gebiet der Arteria oesophagica propria inferior im unteren thorakalen Abschnitt verlegt werden.
In allen Abschnitten ist es ratsam, die extraparietalen Gefäße möglichst nahe an ihrem Ursprung zu ligieren, um die häufig im perioesophagealen Gewebe liegenden Anastomosen zu schonen. Resektionen sollten nach Möglichkeit in die Nähe der Eintrittsstellen größerer extraparietaler Gefäße verlegt werden. Die Zonen zwischen den einzelnen Gefäßabschnitten sind zu vermeiden. Für die Nahttechnik ist zu beachten, daß die Muskelschicht im allgemeinen schlecht vaskularisiert ist, im Gegensatz zur Tunica submucosa.