Thorac Cardiovasc Surg 1953; 1(2): 181-192
DOI: 10.1055/s-0028-1096153
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Die spezifische Pneumolyseninfektion 1)

Hermann Hofmann
  • Tuberkulosekrankenhaus Kutzenberg (Chefarzt: Med. Dir. Dr. H. Hofmann)
1) Nach einem Vortrag, gehalten auf der Fränkischen Tuberkulosetagung in Kutzenberg vom 13.—15. Juni 1952.
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Publikationsdatum:
11. Dezember 2008 (online)

Zusammenfassung

Die nach 300 Pneumolysenoperationen (Peristonplomben) aufgetretenen Komplikationen werden aufgeführt. Unter diesen spielt die spezifische Infektion der Pneumolysenhöhle eine wesentliche Rolle.

In 26 (= 8,7%) Fällen kam es im postoperativen Verlauf zu einer tuberkulösen Höhleninfektion.

Symptome, Entstehung und klinische Erscheinungen der genannten Komplikation werden erörtert.

Unter den Ursachen für eine spezifische Eiterung im Pneumolysenbett spielt der Charakter der Lungentuberkulose insofern eine wesentliche Rolle, als bei entzündlichen, exsudativen pulmonalen Krankheitsformen viel häufiger eine spezifische Pneumolyseninfektion auftritt als bei cirrhotischen Tuberkulosen, während die Größe vorliegender Kavernen bei unserem Krankengut nicht von ausschlaggebender Bedeutung war. Nach technisch schwierigen Operationen, die mit Eröffnung zahlreicher Lymphbahnen verbunden waren, traten häufiger tuberkulöse Eiterungen auf als nach technisch einfachen Pneumolysen.

In 15 (= 57,7%) von 26 Fällen ging der Infektion eine mäßige bis schwere post-operative Nachblutung voraus. Die Ursache für diese Tatsache ist darin zu sehen, daß das Höhlenhämatom einen besonders günstigen Nährboden für die Tuberkelbazillen darstellt und deren Virulenz erheblich steigert.

Entsprechend der Tatsache, daß bei Männern nach Pneumolysenoperationen viel häufiger Nachblutungen auftreten als bei Frauen, waren auch bei männlichen Patienten öfters spezifische Pneumolyseninfektionen festzustellen als bei weiblichen Kranken.

Mit der postoperativ auftretenden Lungenfistel geht immer eine spezifische oder Mischinfektion der Pneumolysenhöhle einher. Die innere Fistel stellt nach wie vor eine ernste Komplikation dar, läßt sich aber heute mit Hilfe der Chemotherapie, wobei das Streptomycin eine besondere Rolle spielt, meist beherrschen.

Sämtliche tuberkulöse Pneumolyseninfektionen konnten durch lokale chemotherapeutische Behandlung beseitigt werden, wobei eine gleichzeitige orale oder parenterale Applikation des entsprechenden Chemotherapeuticums von untergeordneter Bedeutung war. Dabei waren Streptomycin, PAS und Conteben bzw. Solvoteben etwa in gleicher Weise wirksam.

Zum Abschluß der Behandlung mußte wegen eintretender Schrumpfung der Pneumolysenhöhle meist eine Ölauffüllung der Höhle vorgenommen werden.

Bei allen Patienten, bei denen im Anschluß an eine Pneumolyse eine spezifische Höhleninfektion aufgetreten war, bestand bei Abschluß der Behandlung Bazillenfreiheit, ein Zeichen für eine durch die Infektion hervorgerufene günstige immunbiologische Umstimmung des Organismus.