Planta Med 1962; 10(1): 107-117
DOI: 10.1055/s-0028-1100281
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

ÜBER WIRKSTOFFE DER GONDURANGIN–GRUPPE IN MARSDENIA ERECTA R. BR.

D. Frohne, G. Zerlentis1
  • Aus dem Institut für Pharmakognosie der Universität Kiel. (Direktor Prof. Dr. O. Moritz)
1 C. Zerlentis möchte dem Technischen Hilfsprogramm der Vereinten Nationen für ein Stipendium danken, das ihm den Aufenthalt am Kieler Institut für Pharmakognosie ermöglichte. Ferner dankt er für die gute Zusammenarbeit und die gewährte Gastfreundschaft im Kieler Institut.
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Publication Date:
15 January 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Die an Weidetieren nach Spontanvergiftung und beim Meerschweinchen nach experimenteller Intoxikation mit Marsdenia erecta R. Br. beobachteten Symptome lassen sich auch an der weißen Maus, vor allem nach intraperitonealer Injektion, zur Darstellung bringen. Auch bei Tubifex–Würmern treten Giftwirkungen auf. Die Giftwirkung auf keimende Samen läßt sich gut mit Samen von Lepidium sativum L. darstellen.

  2. Die Toxizität geht in Fraktionen über, die nach dem Vorbild der „Condurangin”–Herstellung gewonnen werden.

  3. Die höchstgereinigten Fraktionen aus Marsdenia erecta R. Br. und Cortex Condurango hatten eine DL von 300mg/kg bei der weißen Maus (intraperitone–ale Injektion).

  4. Die Grenzkonzentration der vollständigen Keimhemmung der gleichen Fraktionen lagen bei 0,1 % (Marsdenia erecta) und 0,5 % (Cortex Condurango).

  5. Die allgemeinen Eigenschaften, das chromatographische Verhalten sowie die chemischen Gruppenreaktionen sind bei beiden Substanzen sehr ähnlich.

  6. Conduranginähnliche Substanzen sind danach als Hauptträger der Giftwirkungen anzusehen. Die unterstützende Mitwirkung anderer Substanzen kann bisher nicht vollkommen ausgeschlossen werden.

Summary

The symptoms of intoxification of cattle and cavia by Marsdenia erecta R.Br. may also be reproduced experimentally in white mice by intraperitoneal injection of extracts. Tubifex worms are sensitive to the toxine too. Germination tests with Lepidium sativum may also be used to demonstrate the toxic principle of this plant.

Extraction experiments suggested that the toxic principle is a condurangin–like compound.

The purest fractions tested of both, Marsdenia erecta and Cortex Condurango had a DL of 300 mg/Kg white mouse (intraperitoneal application).

Germination of Lepidium sativum is totally inhibited by 0,1 % (Marsdenia erecta) to 0,5 % (Cortex Condurango) of the condurangin–like fractions.

The condurangin–like fractions of both plants have the same properties and give the same chemical reactions.

Therefore it is concluded that the toxic principles of Marsdenia erecta are condurangin–like compounds, perhaps potentiated in action by some still unknown substances.