Gesundheitswesen 2008; 70(11): 684-689
DOI: 10.1055/s-0028-1100403
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich von Tuberkulin-Hauttests und Interferon-Gamma-Tests im Rahmen einer Umgebungsuntersuchung in einer JVA

Comparison of the Tuberculin Skin Test with the Interferon-gamma Test in the Framework of a Surroundings Investigation in a PrisonM. Scharlach 1 , C. Groß 2 , D. Wagner 1 , J. Dreesmann 1 , K. Claußen 1 , M. Kirchner 1 , A. Repotente 2 , G. Wermes 2 , H. Sadowski 3 , M. Pulz 1 , M. Lütgehölter 3
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt
  • 2Zweckverband Gesundheitsamt Uelzen – Lüchow-Dannenberg
  • 3Justizvollzugsanstalt Uelzen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. November 2008 (online)

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Zusammenfassung

Nach Auftreten einer offenen multiresistenten Tuberkulose in einer Justizvollzugsanstalt in Niedersachsen wurden 223 Kontaktpersonen (178 Häftlinge, 45 Mitarbeiter) ermittelt. Um eine eventuell erfolgte Tuberkuloseübertragung zu erfassen, wurde bei allen Kontaktpersonen sowohl der Tuberkulin-Hauttest (THT) als auch der Interferon-Gamma Release Assay (IGRA) zur Erkennung einer latenten Tuberkuloseinfektion durchgeführt. Gleichzeitig wurden mithilfe eines standardisierten Fragebogens zusätzliche anamnestische Informationen und Risikofaktoren ermittelt. In die statistische Auswertung konnten 149 männliche Häftlinge mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren aufgenommen werden. Von diesen gaben 61,1% Deutschland als Geburtsland an und 14,8% die ehemalige UdSSR bzw. deren Nachfolgestaaten. Mit dem diagnostischen Verfahren des THTs wurden 29,5% der Häftlinge positiv getestet, mit dem IGRA waren es 18,1%. Bei 7 Häftlingen fand sich ein positives Ergebnis im IGRA trotz negativem THT. Der Positive Prädiktive Wert des THT gegenüber dem IGRA lag bei 45,5%, die Übereinstimmung der beiden Tests betrug 79,2% (Kappa=0,44). Damit war die in dieser Gruppe ermittelte Übereinstimmung vergleichbar mit Studien, die in Populationen mit niedriger Inzidenz ermittelt wurden. Zahlreiche außereuropäische Studien weisen darauf hin, dass JVA-Insassen ein Risikokollektiv für eine Tuberkuloseinfektion darstellen.

Abstract

After the occurrence of a multidrug-resistant tu-berculosis in a prison of Lower Saxony (Germany), 223 contact persons (178 inmates, 45 staff members) were identified. To detect latent tuberculosis infections, all contact persons were tested with the tuberculin skin test (TST) and the interferon-gamma release assay (IGRA). An additional standardised questionnaire on anamnestic information and risk factors was completed by the participants. The statistical analysis included 149 male inmates with a mean age of 39 years. 61.1% of the inmates were born in Germany, 14.8% were born in the USSR or, respectively, its follow-up states. With the TST 29.5% of the inmates were tested positive, whereas with the IGRA the positive rate was 18.1%. For 7 inmates there was a positive IGRA despite a negative TST. The positive predictive value of TST with respect to IGRA was 45.5%, agreement was 79.2% (kappa=0.44). The agreement found in this study is comparable to studies within populations with lower incidence. Numerous investigations outside Europe indicate a high risk of tuberculosis infection among inmates.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. M. Scharlach

Infektionsepidemiologie

Niedersächsisches Landesgesundheitsamt

Roesebeckstr. 4–6

30449 Hannover

eMail: martina.scharlach@nlga.niedersachsen.de