Planta Med 1959; 7(2): 185-205
DOI: 10.1055/s-0028-1101600
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE FLAVONOIDE UND SAPONINE IN VERBASCUM–ARTEN, INSBESONDERE IN DEN BLÜTEN VON VERBASCUM PHLOMOIDES

S. Hein
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 January 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. In den Blüten von V. phlomoides wurde neben dem bisher bekannten Hesperidin ein Flavonol–3–glykosid aufgefunden und isoliert, dessen Zuckeranteile Glucose und Rhamnose sind. Es wird mit Verbascosid bezeichnet.

  2. Hesperidin und Verbascosid treten in allen Organen von V. phlomoides auf. Dazu kommen noch zwei Aglykone mit niedrigerem Rf–Wert in den oberirdischen vegetativen Organen und im Samen.

  3. Durch die Verwendung von Sprühreagenzien lassen sich Flavonoide in Gewebeschnitten fluoreszenzmikroskopisch gut erkennen. – Die Flavonoide finden sich vorzugsweise in den jugendlichen Geweben, in der Nähe des Phloems und besonders in der Epidermis.

  4. Hesperidin und Verbascosid treten in den Blüten aller untersuchten Ver-bascum–Art&n auf. Bei V. phoeniceum kommen noch zwei Flavonoide hinzu.

  5. Bei der Entwicklung der Blüte nehmen Flavonoid– und Saponinmenge zu, am stärksten die Saponinmenge am Vorabend der Anthese bis zur Entfaltung der Blüte (ca. um 2 Uhr). Gleichzeitig nimmt der Stärkegehalt stark ab. Der Gehalt bleibt während des Tages, an welchem sich die Blüte entfaltete, konstant.

    Der Flavonoidgehalt steigt nach der Entfaltung der Blüte bis gegen 8 Uhr noch schwach an, bleibt bis zum Abend konstant, um bis zum nächsten Tag in geringem Maße abzufallen.

  6. Im Laufe der Blütezeit treten erhebliche Schwankungen im Flavonoid– und Saponingehalt auf. Während der'ganzen Blütezeit können gleichgroße Schwankungen der Flavonoid– und Saponinmenge auftreten, eine Abnahme oder Zunahme im Laufe der Blütezeit scheint nicht zu erfolgen.

    Die Schwankungen erfolgen meist bei allen untersuchten Pflanzen gleichzeitig und in gleicher Richtung. Sie können aber bei den einzelnen Individuen verschieden stark sein.

    An den Tagen, an welchen alle Versuchspflanzen einen erhöhten Saponingehalt in den entfalteten Blüten aufwiesen, war fast immer am Vortage die Maximaltemperatur gesunken.

    Ein Abfall des Saponingehaltes trat bei diesen Pflanzen ein, wenn am Vortage die Maximaltemperatur gestiegen war.

    Bei den Schwankungen des Flavonoidgehaltes im Laufe der Blütezeit konnte keine eindeutige Beziehung zu Witterungsfaktoren festgestellt werden.

    Die Schwankungen des Flavonoid– und Saponingehaltes erfolgen unabhängig voneinander.

    Bei Pflanzen, die ins Gewächshaus verbracht wurden, trat zunächst ein starker Anstieg in der Flavonoid– und Saponinmenge auf. Dann wurden die Schwankungen im Saponingehalt geringer und gleichmäßiger und zeigten keine Beziehung zum Witterungsverlauf.

    Die Schwankungen im Flavonoidgehalt der Blüten erfuhren keine wesentlichen Veränderungen, wenn die Pflanzen im Gewächshaus gehalten wurden.

    Werden Seitenzweige mit Blütenknospen von V. phlomoides verdunkelt, so haben die geöffneten Blüten einen niedrigeren Flavonoid– und Saponingehalt als die gleichzeitig entfalteten Blüten von unverdunkelten Seitensprossen.

  7. Das Trocknungsverfahren ist von erheblichem Einfluß auf den Saponingehalt der Droge. Am günstigsten ist eine 1–2tägige Lufttrocknung und anschließende Trocknung bei 45–60° C. Der Saponingehalt der Droge sinkt im ersten Vierteljahr nach der Ernte stets beträchtlich, dann bleibt er bei in luftdicht verschlossenen Hobbocks aufbewahrten Blüten annähernd konstant, während in mangelhaft geschützt aufbewahrten Blüten der Gehalt weiter abfällt.

  8. Die Unterschiede im Saponingehalt einzelner Individuen von V. phlomoides sind sehr groß. Bei 20 Einzelpflanzen schwankte der H. I. bei den Pflanzen, deren Blüten am gleichen Tage untersucht wurden, im Maximum zwischen 420 und 1190 H. I.

    Die untersuchten Verbascum–Arten ordnen sich nach steigendem Saponingehalt in folgender Reihe: V. lychnitis, weißblühende Form von V. phlomoides, V. phlomoides, V. maurum, V. floccosum, V. nigrum.

    Nach dem – zunehmenden – Flavonoidgehalt ist die Reihenfolge V. phlomoides, weißblühende Form von V. phlomoides, V. lychnitis, V. maurum, V. floccosum, V. nigrum.

    Den höchsten Flavonoid– und Saponingehalt weist V. nigrum auf, deren Areal (mit V. thapsus) am weitesten nach Norden reicht.

Summary

The blossoms of V. phlomoides were found to contain apart from hesperidine also a flavonol–3–glycoside whose sugar components are glucose and rhamnose (verbascoside). Hesperidine and verbascoside occur in all organs of V. phlo-moides, also in the blossoms of other V. species examined. Flavones are found primarily in young tissues, near the phloem and particulary in the epidermis.

During the development of the blossoms the flavonide and saponine content increases until the anthesis (2 a. m.) whilst the starch content decreases at the same time. The flavonoide content subsequently rises slightly until 8 a. m. and afterwards decreases gradually.

During the entire blossoming time equally large variations in the quantity of flavonoide and saponine can occur. In all plants the variations mostly occur regularly and in the same patterns but may be of different intensity in individual plants.

The days on which all plants showed an increased saponine content were nearly always preceded by a day on which the maximum temperature had dropped. A decrease in the saponine content occurred in these plants on days which were preceded by a day during which the maximum temperature had risen. The changes in the flavonoide contend during blossoming time did not show any definite relationship to weather conditions.

The differences in the saponine content of individual plants of V. phlomoides are substantial. The largest flavonoid and saponine content is found in V. nigrum.

The most suitable drying process consists of 1 to 2 days' open air drying followed by hot air drying at 45 to 65° C. After 3 months the saponine content drops considerably and then remains constant in air–tight containers.