Der Klinikarzt 2008; 37(10): 457
DOI: 10.1055/s-0028-1103380
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Stabile Angina pectoris

Bodo E. Strauer
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Publication Date:
10 November 2008 (online)

Die Angina pectoris – der Brustschmerz – ist das hervorstechende Symptom der koronaren Herzkrankheit,deren pathophysiologische Basis (Einschränkung der Koronarreserve, Koronarinsuffizienz) mit gravierenden Folgeerkrankungen (Herzinfarkt etc.) assoziiert ist. Eine Angina kann aber auch bei Patienten mit Hochdruck (hypertensive Mikroangiopathie), hypertrophischen Herzmuskelerkrankungen (hypertrophe Kardiomyopathie), Herzklappenerkrankungen, Koronarspasmen, Vaskulitiden, Koronarembolien und rheologischen Allgemeinerkrankungen auftreten. In die diagnostischen Überlegungen einzubeziehen sind zudem nichtkardiale Ursachen des Brustschmerzes – beispielsweise Erkrankungen der Speiseröhre, der Brustwand und der Lungen. Da jede akut aufgetretene Angina pectoris Vorbote eines sich entwickelnden Herzinfarktes sein kann, ist die Ursache stets abzuklären. Dementsprechend ist stets eine genaue Differenzialdiagnose erforderlich.

Dazu steht eine subtile Stufendiagnostik zur Verfügung – angefangen beim Ruhe–, Belastungs–und Langzeit–EKG bis hin zu Belastungs–MRT und invasiver Koronardiagnostik.Im Rahmen der Differenzialdiagnose sind Krankheitszustände zu erwägen, die aufgrund eines erhöhten Sauerstoffbedarfs des Herzens bzw. eines verminderten Sauerstoffangebotes entstehen können. Hier sind einerseits Hochdruck,Schilddrüsenerkrankungen, Herzmuskelerkrankungen,Tachykardien, andererseits aber auch eine Anämie, Lungenerkrankungen, Bluterkrankungen und Viskositätserhöhungen des Blutes in Betracht zu ziehen.

Um die Prognose von Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung beurteilen zu können, ist es besonders wichtig, bestehende kardiovaskuläre Risikofaktoren zu evaluieren und zu eliminieren. Erfreulicherweise ist die Zahl der Todesfälle seit 1980 kontinuierlich zurückgegangen.Die Gründe dafür sind ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein der Allgemeinbevölkerung wie auch die verbesserten Möglichkeiten bei der Diagnose und Therapie koronarvaskulärer Risikofaktoren und der Grunderkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken, liegt für Männer bei circa 30 % und für Frauen bei etwa 15 %.

Primär– und Sekundärprävention sind im Rahmen der Behandlung der Patienten stets gleichermaßen von Bedeutung. Wichtige medikamentöse Maßnahmen, beispielsweise ACEHemmer,Betarezeptorenblocker, Statine, Kalziumantagonisten sowie Thrombozytenaggregationshemmer schließen sich an. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Bedeutung psychosozialer Risikofaktoren, die einer sinnvollen Therapie zugänglich sind – ebenso wie pharmakotherapeutische Maßnahmen zur Regression der Hypertrophie, zur Verbesserung einer abnormen Rheologie der Koronarperfusion, zur Reduktion des Blutdrucks sowie zur Ausschaltung aller behandelbaren Risikofaktoren. Die vorliegende Ausgabe des klinikarzt gibt – entsprechend den neuesten Erkenntnissen in der Diagnostik und Therapie – einen detaillierten Überblick über die „stabile Angina pectoris”. Dazu zählen auch präventive Maßnahmen und zukünftige Perspektiven. Wir hoffen, mit diesem Heft einen kompakten Beitrag der Düsseldorfer Klinik zu liefern, die sich seit vielen Jahren schwerpunktmäßig mit dem Syndrom der koronaren Herzkrankheit klinisch und wissenschaftlich befasst.

Prof. Dr. Bodo E. Strauer

Düsseldorf (Gasteditor)